Medienkrieg und Krieg um die Medien in der Ukraine
Fernsehen
ZiB2
Berichte Ukraine
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kiew
Insert1: Grigorij Schwerk, Mitglied des Medienrates
Insert2: Anna Bezljudnaja, TV-Sender INTER
Insert3: Vlad, Student in Kiew
Aufsager: Christian Wehrschütz aus Kiew
Gesamtlänge: 2'55
Anfang Jänner griffen jugendliche Rowdies die Zentrale des TV-Senders INTER an. Anlass dafür war, dass der Sender im Neujahrsprogramm eine russische Show zeigte, bei der kurz auch Sänger zu sehen waren, die für die Abspaltung der Ostukraine eintreten. In anderen ukrainischen Sendern traten diese Russen sogar singend auf, trotzdem geriet nur INTER in die öffentliche Schusslinie. Der Nationale Medienrat der Ukraine verwarnte gestern jedenfalls nur INTER, nicht aber auch die anderen Sender:
"Der nationale Sicherheitsrat hat sich nur wegen INTER an uns gewandt. Zweitens haben, alle anderen TV-Sender gesagt, dass sie einen Fehler gemacht haben. Sie haben sich verpflichtet, das nicht mehr zu tun. Dagegen hat die Führung von INTER darauf beharrt, dass sie im Recht ist."
Für den TV-Sender hat die Verwarnung zwar keine unmittelbaren Folgen, doch im Sommer läuft die Sendelizenz aus, über deren Verlängerung der Medienrat zu entscheiden hat. Ob INTER die Verwarnung hinnimmt, ist noch offen:
"Unserer Ansicht nach besteht keine Rechtsgrundlage für diese Entscheidung. Sie wurde auch auf der Basis falscher Informationen getroffen. Wir behalten uns vor, auf dem Rechtsweg unser Recht zu bekommen."
Russische Kriminalfilme sind bislang ein fester Bestandteil vieler Sender der Ukraine. Das soll sich nun ändern, denn ein Gesetzesentwurf sieht vor, dass Serien verboten werden, in denen russische Polizisten, Soldaten oder Spezialeinheiten die Helden sind. Unterschiedlich reagiert die Bevölkerung auf diesen Plan:
"Die Leute sollten selbst die Wahl haben, welche Sprache sie hören und ob sie russische oder ukrainische Sendungen sehen wollen. Ein völliges Verbieten hielte ich für eine unverständliche Entscheidung."
Doch es gibt auch klare Befürworter des Verbots:
"Ich halte das für gut; durch diese Serien soll der kulturelle Wertekodex der Ukrainer geändert werden. Das sind keine ukrainische Werte, sondern, die unseres östlichen Nachbarn."
Wann das Parlament das Gesetz beschließt ist noch offen; für Änderungen am Entwurf ist der Medienrat, damit Rechtssicherheit darüber herrscht, was ausgestrahlt werden darf und was nicht. Darauf, und auf Übergangsfristen hoffen auch die TV-Sender, denn Eigenproduktionen in ausreichender Zahl fehlen bisher.