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Erste Zusammenarbeit der Konfliktparteien

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ZiB2
Berichte Ukraine
ZiB2 09032015 Erste Zusammenarbeit zwischen Konfliktparteien in der Pufferzone bei Mariupol Wehr Mod

Mitten in der Ukraine-Krise verlegen die USA 3000 Soldaten für Manöver ins Baltikum. Fast 750 Fahrzeuge und militärische Ausrüstung sind bereits per Schiff in der lettischen Hauptstadt Riga eingetroffen. Die 90-tägigen Manöver tragen den Namen Atlantische Entschlossenheit, die Lettland, Litauen und Estland die Solidarität der NATO demonstrieren soll. In der Ostukraine wurde die Feuerpause auch heute weitgehend eingehalten. Artilleriebeschuss gab es östlich der Hafenstadt Mariupol; dort kam es aber gleichzeitig auch zur ersten direkten Zusammenarbeit von prorussischen Rebellen und ukrainischen Streitkräften bei der Räumung von Blindgängern im Dorf Kominternowe. Exklusiv dabei war unser Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Koninternowe

Insert1: Valentina, Bewohnerin von Kominternowe

Insert2: Patrick Kremer, OSZE_Beobachter aus Österreich

Insert3: Eugen, 14-jähriger Schüler aus Kominternowe

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Kominternowe

Gesamtlänge: 2’47

Drei – Zwei – Eins – Feuer –      problemlos verliefen die Sprengungen mehrere Blindgänger im Dorf Kominternowe, 15 Kilometer nordöstlich der Hafenstadt Mariupol. Der Einsatz ukrainischer Pioniere war heute trotzdem eine Premiere. Kontrolliert wird das Dorf von prorussischen Freischärlern, die auch den Einsatz überwachten. Für die wenigen verbliebenen Einwohner wird das Leben hier nun sicherer, lagen die Blindgänger doch in der Hauptstraße und in unmittelbarer Nähe der Häuser:

„Der Blindgänger lag vor dem Haus meines Bruders und wir haben uns die ganze Zeit Sorgen um ihn gemacht. Dann ist die OSZE gekommen und hat den Sprengkörper gekennzeichnet.“

Es war die erste direkte Zusammenarbeit beider Konfliktparteien im Raum Mariupol seit dem Inkrafttreten der neuen Feuerpause vor knapp einem Monat. Beobachter der OSZE haben die Räumung der Sprengmittel vermittelt:

„Etwa eine Woche hat es gedauert, das vorzubereiten. Organisiert wurde das vom Hauptquartier in Mariupol gemeinsam mit lokalen Kommandanten. Und dieses Dorf ist ausgesucht worden, weil wir hier die meisten Meldungen von der Bevölkerung bekommen haben.“

Kominternowe hat durch den Krieg massiv gelitten. Viele der einst 500 Bewohner haben das Dorf verlassen. Der Kindergarten wurde durch die Kämpfe ebenso schwer beschädigt wie die Schule, in der schon lange kein Unterricht mehr stattfindet:

„Das letzte Mal war ich vor fast einem Jahr in der Schule. Wir haben hier Krieg, doch jetzt schießen sie weniger.“

Massiv sind auch die wirtschaftlichen Folgen. Die Landwirtschaft liegt danieder, Felder und Gärten wurden nicht bestellt. Wasser gibt es nur aus diesem Brunnen; doch die Versorgung mit Lebensmittel im einzigen Geschäft des Dorfes ist wenigstens nun gesichert. Hoffnung gibt den Bewohnern die beginnende Zusammenarbeit der Konfliktparteien, die nun fortgesetzt werden soll. In der Nähe dieser beiden zerstörten Panzer liegen die sterblichen Überreste von drei Personen; sie sollen nun in einigen Tagen ausgegraben und dem Roten Kreuz übergeben werden. Vielleicht ein weiterer Schritt, damit das Dorf Kominternowe doch noch eine Zukunft hat.

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