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200 Kinder der Ostukraine auf Ferien in Schileiten

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Berichte Ukraine
In der Ukraine feiern heute die orthodoxen Christen das Weihnachtsfest. Für viele Kinder, deren Eltern vor dem Krieg in der Ostukraine geflohen sind oder die weiter im Kriegsgebiet leben, war es wohl ein Fest unter bedrückenden Umständen. 200 dieser Kinder hat aber Österreich ein besonderes Weihnachtsgeschenk gemacht. Denn als humanitäre Geste haben die österreichische Regierung und die Wirtschaftskammer 200 Kinder aus der Ostukraine für 10 Tage zu Winterferien nach Schileiten in die Steiermark eingeladen. Die Busse sind vor einer Stunde aus Kiew abgefahren und werden morgen früh in Schileiten eintreffen. Unser Ukraine Korrespondent Christian Wehrschütz war nicht nur bei der Abfahrt dabei, sondern hat auch Familien besucht, deren Kinder nun nach Österreich kommen; hier sein Bericht:

60 Kilometer südwestlich von Kiew liegt die Kleinstadt Fastiw; hier hat die Familie Zurba aus einer Vorstadt von Donezk in einem kleinen Haus eines 92-jährigen Pensionisten ihre Bleibe gefunden. Vater, Mutter und die drei Töchter im Alter von 13 bis 20 Jahren bewohnen zwei Zimmer des Hauses. Die Familie verließ Mitte September wegen der Kämpfe im Gebiet des Flughafens von Donezk Heim und Herd. Der Vater verdiente als Fahrer für ukrainische Verhältnisse recht gut; hinzu kam eine kleine Landwirtschaft, die die Familie mit eigenen Lebensmitteln versorgte. In Fastiw fand der Vater bisher nur Gelegenheitsarbeiten, während die drei Kinder nun in der Kleinstadt zur Schule gehen. Das Heimweh ist nach wie vor sehr groß, auch bei der jüngsten Tochter, der 13-jährigen Kristina:

"Ich möchte sehr gerne nach Donezk zurück; dort habe ich Super-Schulfreundinnen und ausgezeichnete Lehrer und natürlich auch mein Elternhaus und meine Schule."

Kristina ist eine von 200 Kindern aus der Ostukraine, die nun bis 18. Jänner Winterferien in Schileiten machen können. Von Österreich oder gar der Steiermark hat sie keine Ahnung; trotzdem ist die Vorfreude groß, ist es doch der erste Urlaub überhaupt, den Kristina im Ausland verbringen wird.

"Ich freue mich sehr, ein anderes Land zu sehen. Ich finde es sehr interessant die Natur anzuschauen und mit den Menschen dort zu reden."

Die Erwartungen, die Kristinas Mutter, die 41-jährige Nadezda mit der Reise verbindet, gehen aber noch weiter:

"Ich erwarte, dass das für meine Tochter einen Feiertag und eine Abwechslung bedeutet, die ihrer Seele gut tun wird. Natürlich möchte ich auch, dass sie andere Länder und die Richtung kennenlernt, die die Ukraine gewählt hat. Sie soll wissen, wonach unser Land strebt, und was wir weiter wollen, welches Land wir aufbauen wollen. Ich hoffe, dass sie das sehen wird."

Ausgewählt hat die 200 Kinder das SOS-Kinderdorf der Ukraine. Ein Viertel lebt nach wie vor im Kriegsgebiet der Ostukraine; die übrigen 150 sind Kinder, deren Familien in andere Teile der Ostukraine sowie in die Gebiete um Kiew und Lemberg in der Westukraine geflohen sind. Berücksichtigt wurden vor allem arme und Mehr-Kind-Familien sowie Kinder die bei Pflegeltern leben. Hinzu kam noch die Vorgabe aus Österreich, wonach die Kinder zwischen 8 und 15 Jahren alt sein sollten. Das ist auch der Grund, warum aus der Familie Zurba nur Kristina nach Schileiten fährt, weil ihre Geschwister die Altersvorgabe nicht erfüllt haben.

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