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Darth Veder und die dunkle Seite der Macht im ukrainischen Wahlkampf

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MiJ
Berichte Ukraine
Kommenden Sonntag wird in der Ukraine ein neues Parlament gewählt. 29 Parteien treten an, darunter auch die Internetpartei der Ukraine. Chancen auf den Einzug ins Parlament hat sie nicht, trotzdem erregt ihr Spitzenkandidat überall Aufsehen, wo er im Wahlkampf auftritt. Denn er trägt die Unform von Darth Veder, dem bösen Helden aus der Weltraumsager „Krieg der Sterne“ von George Lukas. Sein Pressesprecher heißt Stepan Chubaka und auch Klonkrieger kommen im Kampf um Mandate im ukrainischen Parlament zum Einsatz. In Kiew ist unser Jedi-Korrespondent Christian Wehrschütz den Spuren der „Dunklen Seite der Macht“ gefolgt und hat Darth Veder interviewt; hier sein Bericht:

Ein pechschwarzer Kleinbus fährt durch Kiew; am Dach Darth Veder, stilecht begleitet von zwei Kriegern der Klonarmee des Galaktischen Imperiums. Ziel der Wahlkampftour ist das mondäne Einkaufszentrum Ocean Plaza im Stadtzentrum. Als der Spitzenkandidat der Internetpartei der Ukraine in Begleitung seiner Leibwächter aussteigt, zücken Passanten sofort ihre Mobiltelefone, fotografieren Darth Veder, oder lassen sich mit ihm und seinen beiden Klonkriegern fotografieren. Durchaus real sind die Forderungen der Partei, die natürlich auf der Webseite detailliert aufgelistet sind: „E-government“ für den Kampf gegen die Korruption, Schutz der Privatsphäre im Netz. Doch auch in den Filmen von George Lukas leidet das Galaktische Imperium unter Korruption und Organisierter Kriminalität; wie sollen sie nun in der Ukraine wirksam bekämpft werden? Dazu sagt Darth Veder, Spitzenkandidat der Internetpartei:

„Wir beantworten diese Frage bereits mit der Technologie. Wenn die Ukraine computerisiert sein wird, dann wird es keine Angeordneten mehr geben, die Geld nehmen, weil der Computer kein Geld nimmt. Damit wird die Korruption sofort vernichtet. Dann muss kein Bürger mehr irgendjemandem Geld geben, sondern man muss nur zu Hause sitzen, einen Mausklick machen und man bekommt sofort von der gewünschten Instanz eine Antwort.“

Revolutionär und wohl nicht realistisch sind manche Pläne der „Dunklen Seite der Macht“. Darth Veder:

„Ich will die Abgeordneten durch Computer ersetzen. Damit werden die Bürger dann selbst über diese Computer online für ein Gesetz und über ihre Zukunft stimmen. Die Abgeordneten sind nutzlos und arbeiten nicht. Wegen ihrer Dummheit ist Ukraine in ein Schwarzes Loch gefallen ist.“

Diese Meinung teilen viele Ukrainer; trotzdem reagieren viele Passanten mit Skepsis, die den Wahlkampfauftritt verfolgen. So sagt eine ältere Dame mit Namen Svetlana, die sich nicht mit Darth Veder fotografieren ließ:

„Eine derartige Partei hat keine Chance, weil die Mehrheit der Bevölkerung denkt, hoffe ich wenigstens. Ich würde nie für eine derartige Partei stimmen.“

Die Internetpartei hat wie etwa 20 der 29 wahlwerbenden Parteien keine Chance, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen und am Sonntag den Einzug ins Parlament zu schaffen. Doch ihre vielen Werbespots, die auf ihrer Internetseite und auf YouTube abrufbar sind, sind sehr professionell gestaltet. Ihre Parteizentrale und ihr Hauptsponsor sitzen in der Hafenstadt Odessa. In Kiew glaubt der Politologe Kost Bondarenko, das hinter Darth Veder eine Strategie steckt:

„Die Internetpartei, das ist kein Scherz, denn man gibt viel Geld aus, das ist eine Investition in die Zukunft. Sie nimmt an Wahlen teil, sichtbar und erkennbar und gestalten ihr Image, damit sie dann in einigen Jahren eine bessere Ausgangsposition bei Wahlen hat.“

Darth Veder ist offensichtlich vielseitig begabt; in einem Spot sitzt er auf einer Wiese vor einem Baum und spielt das Seiteninstrument Pandura. Eine lichte Zukunft für die Dunkle Seite der Macht kann in der Ukraine daher nicht ausgeschlossen werden.

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