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Ruhe vor dem Sturm und die Lage in Donezk

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Berichte Ukraine


In der Stadt Donezk selbst war es heute ruhig; auch mehr Menschen zeigten sich wieder auf den Straßen. Trotzdem haben die Universität und viele Schulen geschlossen; Spitäler haben vorsorglich zu Blutspenden aufgerufen, weil auch für den absoluten Ernstfall vorgesorgt werden muss.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Donezk

Insert1: Denis, Restaurantleiter in Donezk

Insert2: Denis, Restaurantleiter in Donezk

Insert3 Vladimir, Hersteller von Verpackungsmaterial

Insert4 Vladimir, Hersteller von Verpackungsmaterial

Insert5: Wladislaw, Bewohner von Donezk

Insert6: Ludmila, Bewohnerin von Donezk

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Donezk

Gesamtlänge:

Wenn es dunkel wird, wirkt das Stadtzentrum rasch wie ausgestorben. Der beliebte Park neben der Hauptstraße ist kaum bevölkert. Hinzu kommen unbestätigte Meldungen über eine Ausgangssperre. Doch auch bereits am Tag sind viel weniger Bewohner unterwegs. Massiv spüren die Krise die Restaurants; bis zu 80 Prozent weniger Gäste werden beklagt:

„Die Menschen haben Angst, es gibt Gefechte in der Umgebung der Stadt. Obwohl das Zentrum frei ist, fürchten sich die Menschen, einfach hierzukommen.“ (14)

Daher sind auch die Öffnungszeiten viel kürzer geworden:

„Ich schicke die Mitarbeiter früher heim; sieh fahren schon um 20 Uhr nach Hause, um noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei Licht heim zu kommen.“

Das Zentrum von Donezk ist sehr gepflegt und an der Instandhaltung wird trotz der Krise weiter gearbeitet. In der Stadt gibt es eine kleine, reiche Schicht; für sie ist diese Werbung bestimmt. Viele der potentiellen Käufer sind nach Kiew geflohen, die Geschäfte haben daher geschlossen. Massiv sind Angst und Unsicherheit. Viele Gerüchte über Schießereien machen die Runde, die sich dann vor Ort nicht bewahrheiten. Besorgnis löste heute auch der Überflug eines Kampfflugzeuges aus. Unregelmäßig arbeiten die beliebten Theater der Stadt; zwei haben seit einigen Tagen geschlossen. Doch die Wirtschaft in Donezk ist noch keineswegs zusammengebrochen:

„Trotz der Krise arbeiten wir weiter; natürlich gibt es Probleme, doch die Infrastruktur funktioniert noch weiter normal. Vorläufig bekommen wir noch die Rohstoffe und können unsere Produkte ausliefern. Auch der Zahlungsverkehr funktioniert.“

Seinen Lieblingssport will er der Krise jedenfalls nicht opfern:

„ Seit 2005 kommen wir regelmäßig zum Schifahren nach Österreich, und zwar zwei bis drei Mal pro Jahr. Ischgl und Sölden sind unsere Lieblingsplätze, weil es dort so viele Abfahrten gibt. Und das wird das letzte sein, was wir aufgeben werden, das Schifahren in Österreich.“

Weitegehend normal funktioniert die Lebensmittelversorgung, doch im zentralen Markt darf nicht gefilmt werden. Zwar haben einige große Einkaufszentren geschlossen, doch in den Geschäften hat der gestrige Andrang wieder nachgelassen:

„Für das Mittagsessen habe ich Kartoffel und Grünzeug gekauft, auch Kürbiskerne. Es gibt keine Panik.“

Die könnte aber ausbrechen, sollte es zu Gefechten im Stadtzentrum kommen. Donezk hatte wirklich einen modernen Flughafen; seit den Kämpfen sieht er nun so aus, und daher bleibt nur zu hoffen, dass es nicht zum Äußersten kommt.

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