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Reportage aus Mariupol einem Industriellen Zentrum von Donezk

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Berichte Ukraine


Trotz aller Versucher der ukrainischen Streitkräfte halten prorussische Demonstranten in der Ostukraine weiter wichtige Städte besetzt. Dazu zählt auch Mariupol am Asowschen Meer. Auf die 460.000 Einwohner zählende Stadt entfällt ein Drittel der Industrieproduktion des Kreises Donezk. Die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu Russland sind daher stark, während 22 Jahre nach der Unabhängigkeit der Ukraine die Enttäuschung von Kiew wegen vieler sozialer und ökologischer Probleme stark ist. Das folgende Bild von der Lage in Mariupol hat unser Korrespondent Christian Wehrschütz gezeichnet.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Mariupol

Insert1 33‘22: Irina, prorussische Demonstrantin in Mariupol

Gesamtlänge: 1’45

Das größte Stahlwerk der Ukraine steht in Mariupol. Seine Modernisierung hat begonnen, doch die Umweltbelastung ist nach wie vor groß. Gleiches gilt für die Abhängigkeit vom russischen Markt. Die Unzufriedenheit mit Kiew ist groß; prorussische Kräfte halten die Stadtverwaltung besetzt. Versuche einer Rückeroberung scheiterten; Spuren davon tragen die Bank eines Oligarchen und die Zentrale einer pro-ukrainischen Partei. Besonders erbittert sind die Demonstranten über die mehr als 40 Toten in Odessa:

„An uns wird Völkermord begangen; wir Russen werden vernichtet, wir sind Kanonenfutter. Die ukrainische Regierung ist faschistisch, und sie wird von Europa und Amerika unterstützt.“

Auch in Mariupol wollen die prorussischen Kräfte am Montag in einer Woche ein Referendum über die Unabhängigkeit des Kreises Donezk von der Ukraine abhalten:

„Unsere Fabriken arbeiten mit Russland zusammen. Viele sind seit Jahresbeginn arbeitslos und bekommen kein Gehalt. Wenn die Westukrainer für die EU sind, dann ist das ihre Meinung. Doch auch unsere muss man achten. Wir wollen nur normal leben und unsere Kinder ernähren.“

Mariupol zählt 460.000 Einwohner. Daran gemessen ist die Zahl der Demonstranten eher gering, die Stimmung ist trotzdem explosiv. An der Stadteinfahrt gibt es einen Kontrollpunkt der ukrainischen Polizei. Junge Künstlerinnen aus Mariupol bemalen die Betonblöcke; das soll etwas die Schrecken mildern, die seit Wochen über der Ostukraine lasten.

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