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FJ7 Lage in Simferopol und die Lage der Russen

Sonstiges
Berichte Ukraine
Beim Konflikt in der Ukraine und um die Ukraine spielen auch die Massenmedien eine große Rolle. Denn gerade eine einseitige Berichterstattung kann nationale Gegensätze schüren und die Stimmung aufschaukeln, statt beruhigend und aussöhnend zu wirken. Denn in der Ukraine und auf der Krim bestehen ohnehin bereit genügend Vorurteile zwischen Ukrainern und Russen. Doch es gibt aus Ausnahmen; unser Korrespondent Christian Wehrschütz auf der Krim eine lokale TV-Station besucht, die sich bemüht, einigermaßen ausgewogen über die Krise auf der Krim und in der Ukraine zu informieren; hier sein Bericht:

Mit diesem Musikbett beginnen die Nachrichtensendungen des TV-Kanals atr, der außerhalb des Stadtzentrums von Simferopol seine Zentrale hat. Gegründet wurde der Sender vor einigen Jahren als weltweit einziger Kanal der Krim-Tataren; sie wurden von Josef Stalin nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Vorwand der Kollaboration mit den deutschen Besatzern nach Zentralasien deportiert. Seit dem Zerfall der Sowjetunion vor mehr als 20 Jahren kehrten mehr als 250.000 auf die Krim zurück. Sie machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus, und sind für den Verbleib der Krim bei der Ukraine. Die noch in Usbekistan geborene Elzara Islyamova ist Generaldirektorin des Senders atr. Zum Zusammenleben der Völker auf der Krim sagt Elzara Islyamova:

"Mehr als 20 Jahre leben viele Nationalitäten zusammen. Das gilt auch für unseren TV-Sender. Wir wurden als erster Sender der Krim-Tataren gegründet, um unsere Kultur, Geschichte und Sprache zu pflegen. Doch bei uns arbeiten alle Nationalitäten, wir senden in verschiedenen Sprachen, und unser Sender ist für alle interessant, nicht nur für die Krim-Tataren wie unsere Reichweite zeigt. Heute scheint es mir, dass wir an einen Punkt angelangt sind, wo russische Massenmedien speziell versuchen, einen multiethnischen Konflikt zu provozieren."

Seit Beginn der Demonstrationen in der Ukraine Ende November ist bisher jedenfalls kein Fall bekannt geworden, wo ein Russe in der Ukraine Opfer von Nationalitätenhass geworden wäre. Natürlich sind in der neuen ukrainischen Führung auch Ultranationalisten vertreten, doch auf der Krim ist Russisch derart dominant, dass bisher von einer Ukrainisierung keine Rede sein kann. Dazu sagt Elzara Islyamova:

"Es gibt hier keine Bedrohung für die russische Bevölkerung. Bei uns herrscht Frieden in der Gesellschaft. Das was passiert, sind bestimmte Provokationen; daher bemühen wir uns als Krim-Tataren auf Russen und Ukrainer einzuwirken, dass sich alle zurückhalten. Die Politiker sollen sich nun bemühen, den Konflikt friedlich zu lösen."

Und wie schätzt die Generaldirektorin des TV-Senders die Stimmung der Bewohner auf der Krim ein? Elzara Islyamova:

"Das ist einfach eine besorgniserregende Lage, wo die Menschen Angst haben. Gleiches gilt für die Soldaten, denn niemand war auf diese überstürzten Ereignisse vorbereitet, die binnen zwei Tagen die gesamte Region erfassen können. Denn an strategischen Punkten gibt es viele Militärbasen, die Flotte und strategisch wichtige Verwaltungseinrichtungen der Krim. Somit herrscht einfach Angst und Ungewissheit, weil keiner weiß, was sein wird."
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