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ZiB2 Reportage aus der Hauptstadt der Krim

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Berichte Ukraine
Nach dem Machtwechsel in Kiew lässt nun der russische Präsident Vladimir Putin auf der Halbinsel Krim seine Muskeln spielen. So wurden etwa 2000 russische Fallschirmjäger auf die Krim verlegt. Die 2000 Fallschirmjäger wurden von Russland mit Transportmaschinen auf die Krim belegt. Außerdem sollen russische Truppen das Hauptquartier des Teils der ukrainischen Schwarzmeer-Flotte blockieren. Der Flughafen in Simferopol wird bereits seit heute früh von bewaffneten Einheiten kontrolliert, die die ebenfalls aus russischen Soldaten bestehen dürften. Aus Simferopol, der Hauptstadt der Krim, unser Korrespondent Christian Wehrschütz:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Simferopol

Insert1: Sergej Kostinskij, Direktor einer Marketing-Firma in Simferopol

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Simferopol

Es ist eine Machtdemonstration, die heute auf dem Flughafen von Simferopol stattfindet. Eine Sondereinheit besetzt den Zugang zum Kontrollzentrum; die Männer tragen weder Dienstgrade noch Abzeichen ihrer Einheit, doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Russen in den Uniformen stecken. Zustimmung findet die Aktion am zentralen Platz in Simferopol vor dem Parlament der Krim. Es ist zwar nur eine kleine Gruppe prorussischer Demonstranten, die sich heute wieder versammelt hat, doch die Ziele des sogenannten Russischen Blocks sind klar. Entweder Anschluss an Russland, Unabhängigkeit oder die Rückkehr zur alten Verfassung, die der Krim viel mehr wirtschaftliche Selbständigkeit von Kiew gewährt hatte. Völlig abgelehnt wird die neue Führung in Kiew:

„Mir ist das Schicksal der Krim nicht egal. Die Faschisten und Nationalisten in Kiew, das ist keine legitime Regierung, und die soll nicht über uns bestimmen."

Über die Zukunft der Krim will man Ende Mai selbst entscheiden:

"Ich bin für das Referendum, das das Schicksal der Krim entscheiden soll. Entweder Unabhängigkeit oder Anschluss an Russland, doch die Ukraine soll mit der Krim überhaupt nichts zu tun haben."

So mancher Demonstrant ist sich aber doch der großen wirtschaftlichen Abhängigkeit von der Ukraine bewusst. Daher gibt es auch Gegner einer Unabhängigkeit:

"Ich denke dass die Krim allein nicht lebensfähig ist. Die Krim muss daher entweder Teil der Ukraine oder eines Protektorats sein, dass Russland über Teile der Ukraine ausübt."

Für den Verbleib bei Kiew sind nur die kleine ukrainische Minderheit und die Krim-Tataren. Sie haben hier in Simferopol ihren Sitz, waren aber heute zu keinem Interview bereit. Doch die Krim ist die einzige Region der Ukraine mit einer russischen Bevölkerungsmehrheit; ein Referendum brächte daher wohl ein klares Ergebnis:

"Hier gibt es eine sehr starke Nostalgie gegenüber der Sowjetunion. Und die Mehrheit der Menschen, bis zu 60 Prozent, würde auf die Frage, ob sie für einen Anschluss an Russland sind, mit Ja antworten. So ist die Lage."

Während die Sowjetnostalgie lebt, hat man sich mit einem Symbol des früheren Erzfeindes USA abgefunden. So gibt es auch in Simferopol eine McDonalds-Filiale; während die Globalisierung auch auf der Krim Einzug gehalten hat, bleibt der Widerstand gegen die Ukraine massiv.
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