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SoJ Die Ukraine am Tag nach dem Umsturz

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Berichte Ukraine
In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben die Bürger zum ersten Mal seit langem eine wirklich ruhige und friedliche Nacht verbracht. Grund dafür ist der Sieg der Oppositionsbewegung, die gestern in der Hauptstadt die Macht übernommen hat. Aus Kiew berichtet Christian Wehrschütz

Deutlichstes Zeichen für den Niedergang der Herrschaft von Präsident Vikor Janukowitsch war die triumphale Rückkehr, die die Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko nach mehr als zweieinhalb Jahren Haft in Kiew feierte. Am Unabhängigkeitsplatz sagte sie vor zehntausenden Menschen, die Ukraine müsse frei und demokratisch sein und Mitglied der EU werden. Timoschenko will bei den vorgezogenen Präsidentenwahlen Ende Mai antreten. Das bedeutet wieder eine Spaltung der Opposition jedenfalls im ersten Durchgang, weil wohl auch Vitali Klitschko antreten wird. Nicht davon profitieren wird der noch amtierende Präsident Viktor Janukowtisch. Ihn hat das Parlament gestern abgesetzt. Janukowtisch sprach von einem Staatsstreich, doch immer mehr Parteigänger rücken von ihm ab. Trotzdem gibt es in der Ost- und Südukraine und auf der Halbinsel Krim noch beträchtlichen Widerstand gegen die neuen Machthaber in Kiew. Daher rief die EU beide Seiten zu einem konstruktiven Dialog und zur Wahrung der Einheit des Landes auf. Dazu braucht die Ukraine rasch eine Übergangsregierung, die den neuen Mehrheitsverhältnissen entspricht, die sich nun abzeichnen. Diese neue Mehrheit bilden die drei Oppositionsparteien sowie Überläufer aus den bisherigen Regierungsparteien, der Partei der Regionen und der kommunistischen Partei. Diese neue de facto Koalition hat gestern begonnen wichtige Positionen zu besetzten. Dazu zählen ein neuer Außen- und Verteidigungsminister, sowie ein neuer Geheimdienstchef und Generalstaatsanwalt. Diese Machtübernahme will das Parlament heute in Kiew fortsetzen.
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