20240504 Dobar Dan Koroska Slowenien und die Braunbären Wehrschütz Mod
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Slowenien
Kamera: Andrej Suvacarov, Schnitt: Mica Vasiljevic
Insert1: Alojz Kovsca, Vorsitzender der Jagdunion in Slowenien
Insert2: Jure Ponikvar, Bauer in Slowenien (beim Stall)
Insert3: Nevenka Lukic-Rojsek, Vertreterin von Alpe-Green-Adria in Slowenien
Insert4: Miha Marence, Institut für Forstwirtschaft in Laibach
Insert5: Mateja Blazic, Ministerium für Raumplanung und natürliche Ressourcen
Insert6: Miha Marence, Institut für Forstwirtschaft in Laibach
Gesamtlänge: 5’32
Bären sind grundsätzlich scheue Tiere und daher nicht leicht vor die Kamera zu bekommen. Dieser Platz im Grenzgebiet zu Kroatien dient ihrer Beobachtung, die durch Fütterung erleichtert werden soll. Dazu dient dieser Zylinder, der mit Mais gefüllt ist. Vier derartige Behälter stehen in diesem Revier, das 5000 Hektar umfasst. Ziel der Fütterung ist es, Bären von menschlichen Siedlungen fernzuhalten:
Kovsca 21'18'0 - Bär klug und Mensch - 21'52'5
„Die Leute sind sich zu wenig bewusst, dass der Bär einen Verstand hat, dass er sich Dinge merkt, dass er weiß, wo er leichter an Nahrung gelangt. Wenn wir den Bären zu nahe an Siedlungen lassen und er sich an das Leben mit Menschen gewöhnt, wird dies von Generation zu Generation weitergegeben und Konflikte mit Bären werden häufiger.“
Das Verhältnis zwischen Raubtier und Mensch ist nicht frei von Widersprüchen. Einerseits werben Tourismusregionen mit den Bären, andererseits bereiten sie durch Schäden etwa in der Landwirtschaft auch Probleme. Zwischen 100 und 150 Fälle registrieren die Behörden pro Jahr in Slowenien;
Jure Ponikvar, Bauer in Slowenien (beim Stall)
4'10 - Bären und Wölfe und EU - 5'05'3 - 6'01'3
„Bären sind ständig in unserer Umgebung präsent. Der Bär ist jetzt nicht so ein schreckliches Problem, wie es der Wolf ist. E ists leichter, Bären vom Weideland fernzuhalten. Der Bär verursacht mehr Schaden an Obstbäumen, aber wenn er die Gelegenheit hat, wird er auch auf Vieh losgehen. Aber der Bär ist mehr ein Aasfresser, das heißt, er ist mehr ein Reiniger. Wölfe hingegen sind opportunistischer, sie werden schwerer zurückgehalten. Ein Wolf gräbt ein Loch oder springt über den Zaun, all diese Maßnahmen, die uns die EU oder, ich würde sagen, diese grünen Terroristen, vorschlagen, sind nichts wert.“
Bauern und Jäger sind auf Nicht-Regierungsorganisationen auch in Slowenien nicht gut zu sprechen. Diese Organisationen lehnen die Fütterung von Bären ebenso ab wie den Abschuss, den Verkauf von Trophäen und die Verarbeitung des Fleisches.
3'51'6 - Sterilisierung - 4'16'8
"Ich meine, Sterilisation ist ethischer und moralischer; wir machen das auch bei streunenden Hunden und Katzen, sogar bei Haustieren, um die Population zu begrenzen. Warum sollten wir also zum Beispiel nicht diejenigen Bären sterilisieren und kastrieren, von denen wir wissen, dass sie dominante Bären sind, die mehr Jungtiere haben? Unsere Fachwelt ist strikt dagegen; sie sagen, das sei nicht ethisch."
Zu dieser Fachwelt zählt das Institut für Forstwirtschaft in Laibach. Seine Mitarbeiter sehen in der Sterilisierung kein taugliches Mittel:
17'16'0 - Alternativen zum Abschuss - 17'28'8
"Der Bär hat keinen natürlichen Feind; unsere Meinung ist, dass es am natürlichsten und humansten ist, dass wir die Population durch die Entnahme so viele Tiere so kontrollieren, dass wir die Population nicht gefährden und sie weiterleben kann."
Unstrittig ist, dass der Abschuss durch ein kompliziertes Verfahren geregelt ist; es basiert auf Bestimmungen, die die EU festgelegt hat. Dazu besteht auch eine Kommission beim zuständigen Ministerium:
Mateeja Blazic 6'18'3 - Verfahren - 7'53'7
„Wenn wir alle erforderlichen Meinungen gesammelt haben, können wir entscheiden. Aber davor müssen wir auch alle einladen, die ein rechtliches Interesse bekunden. Alle Vereine, die den Status eines Vereins im öffentlichen Interesse im Bereich des Naturschutzes haben, werden automatisch eingeladen. Von diesen Nebenbeteiligten hat jeder das Recht, seine Meinung zu äußern. So haben wir eine Fülle von Daten gesammelt, und dann trifft das Ministerium auf der Grundlage all dessen eine Entscheidung und erlässt einen sogenannten Verwaltungsakt. Alle Nebenbeteiligten und Parteien können noch gegen unsere Entscheidung vor Gericht klagen.“
Und wie kommt man auf die Zielgröße von 800 Bären?
10'11'2 - Warum auf 800 Bären kommen - 10'58
"In unserem Staat haben wir auf der Basis aller Konflikte und Analysen festgestellt, dass Konflikte zunehmen, wenn die Population 800 Bären übersteigt. Vor einigen Jahren erreichten wir 1200; daher sagten wir uns: bei 800 bedrohen wir den Bestand der Population nicht, und dieser Zahl wollen wir uns nun annähern. Das heißt, dass wir in den vergangenen Jahren zwischen 150 und 200 Bären pro Jahr geschossen haben; das klingt hoch, doch bei 800 wird dann die Sache anders aussehen."
Um das Verhältnis von Menschen gegenüber Bären so konfliktfrei wie möglich zu gestalten, haben die Institutionen weit mehr getan als Tiere abzuschießen. Ein Beispiel ist der sogenannte „Kompostnik“; das ist eine spezielle Kiste aus Holz bei Häusern, damit der Bär keinen Zugang zu Abfällen hat. Denn ohne die Akzeptanz der Bevölkerung wird ein Zusammenleben von Mensch und Raubtier langfristig nicht möglich sein.