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20240426 Weltweit Slowenien und die Braunbären Wehrschütz Mod

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Braunbären
Berichte Slowenien

Insert1: Laris Schurga, Vorsitzender des Jagdverbandes Nova Vas in der Gemeinde Bloke

Insert2: Laris Schurga, Vorsitzender des Jagdverbandes Nova Vas in der Gemeinde Bloke

Insert3: Nevenka Lukic-Rojsek, Vertreterin von Alpe-Green-Adria in Slowenien

Insert4: Nevenka Lukic-Rojsek, Vertreterin von Alpe-Green-Adria in Slowenien

Insert5: Klemen Jerina, Professor an der Biotechnische Fakultät in Slowenien

Insert6: Klemen Jerina, Professor an der Biotechnische Fakultät in Slowenien

Insert7: Miha Marence, Institut für Forstwirtschaft in Slowenien

Insert8: Miha Marence, Institut für Forstwirtschaft in Slowenien

Insert9: Miha Marence, Institut für Forstwirtschaft in Slowenien

Gesamtlänge:

Bei der ersten buchstäblichen Spurensuche führt mich der 44-jährige Laris Schurga. Er ist Vorsitzender des Jagdverbandes von Nova Vas in der Gemeinde Bloke, im Süden von Slowenien, nicht weit von der Grenze zu Kroatien entfernt. Hauptberuflich ist er Gastgewerbetechniker. Laris führt mich zu einer Stelle, die auch zur Beobachtung von Bären genutzt wird. Das zeigt der Unterstand in erhöhter Position; hinzu kommt die Kamera, die unten montiert ist. Bären aufgenommen hat sie dieses Mal nicht. Auf ein lebendes Tier treffen wir nicht; schon gar nicht konnte ich eines filmen, sehr wohl aber auf seine Spuren:

5’34:
„Wir messen diesen Teil der Tatze. Wenn er 12 cm breit ist, bedeutet das, dass der Bär ungefähr 100 kg wiegt.“ (6’23) „2, 4, 6, 8, 10 cm, 80, 90 kg wiegt dieser Bär.“

Der Platz dient vor allem der Fütterung der Bären. Auf dem Holzgerüst ist ein salzsteinartiges Gebilde eingeklemmt; bei Regen tropft es die Stangen herunter, und beim Lecken nehmen die Bären Mineralien und Vitamine auf. Noch wichtiger ist der Zylinder, der mit Kukuruz gefüllt ist. Vier derartige Behälter stehen in Schurgas Revier, das 5000 Hektar umfasst:

Interview: Laris Schurga, Vorsitzender der Jagdgesellschaft in Nova Vas, Bloke
9’20:
„Wir stellen einen Timer ein, der jeden Abend dieses Rad dreht und den Mais auf den Boden wirft, damit dann der Bär kommt und ihn einsammelt. Das ist speziell dafür gedacht, den Bären hier im Wald zu halten, damit er nicht in die Dörfer geht. Das ist der Zweck dieser Futterstellen. Natürlich ist der Bär für uns keine wilde Bestie; er ist streng geschützt. Die Jagd wird praktisch nicht durchgeführt, es sei denn, es gibt eine Genehmigung vom Staat.“

Sieben Bären wurden im Vorjahr in diesem Revier geschossen. Strikt dagegen sind in Slowenien Nicht-Regierungsorganisationen wie „Alpe-Green-Adria. Sie bewertet auch die Fütterung von Bären negativ:

1’52: Interview:
„Bärenweibchen haben dadurch mehr Junge als wenn sie nicht gefüttert werden. Das bedeutet, dass die Population künstlich durch Fütterung erhöht und dann durch Abschuss reduziert wird. Ein Bär wird danach verkauft, auch an Jagd-Touristen; verkauft wird auch das Fleisch, das auch exportiert wird. Wir fordern, dass die Fütterung reduziert und schließlich eingestellt wird, um die Population zu stabilisieren. Dann ernährt sich der Bär im Wald, 75 Prozent seiner Nahrung sind pflanzlich, es gibt genug in unseren Wäldern.“

Das Nahrungsangebot zeigt mir Nevenka Lukic-Rojsek bei einem kurzen Sparziergang durch ein Naherholungsgebiet von Laibach, das direkt am Stadtrand liegt. Vor allem nach der Dämmerung suchen es auch Bären auf, doch Probleme mit diesem menschlichen Nachbarn gab es bisher nicht.

Weniger als 1000 Bären soll es derzeit in Slowenien geben. Experten und zuständige Behörden peilen etwa achthundert als optimale Zielgröße für die Population an. Dazu dienen Abschüsse, die Nicht-Regierungsorganisationen ebenfalls ablehnen:

3'51'6 - Sterilisierung - 4'16'8
"Ich meine, Sterilisation ist ethischer und moralischer; wir machen das auch bei streunenden Hunden und Katzen, sogar bei Haustieren, um die Population zu begrenzen. Unsere Fachwelt ist strikt dagegen; sie sagen, das sei nicht ethisch. Ist es dann ethischer, 70 Prozent dieser Jungtiere zu erschießen?"

Zur Fachwelt gehört Klemen Jerina; er lehnt Sterilisation entschieden ab:

Klemen Jerina 28'10 - Sterilisierung - 29'03'7
„Wir sprechen über den Schutz und das Erhaltungsmanagement einer wunderbaren wildlebenden Art. Weil die Leute nicht verstehen, dass der Tod Teil des Lebens ist und dass der Abschuss hier ein Managementinstrument sein kann, wären sie bereit, diese Art durch Sterilisation zu verstümmeln. Was werden wir dann machen, Bären sind keine Tamagotchis, was werden wir mit ihnen tun?

Die Biotechnische Fakultät in Laibach ist ein Zentrum für die Forschung an Braunbären. Klemen Jerina ist Professor für Ökologie und Wildtiermanagement. Wissenschaft soll seiner Ansicht nach die Basis für die Erhaltung von Arten sein. Dazu gehört im Fall der Braunbären auch die Fütterung:

25'52'9 - Fütterung - 27'15'4
„Die Futterstellen sind von den Dörfern getrennt, um Konflikte zu vermeiden oder zu reduzieren. Würde man die Fütterung über Nacht abschaffen, bin ich überzeugt, dass die Konflikte explodieren würden. Was die Auswirkungen auf die Fortpflanzung betrifft, so glaubten wir früher, dass sich die Fortpflanzung erhöht. Dann begannen wir zu vergleichen, wie viel Nahrung in der freien Natur vorhanden ist im Vergleich zu dem, was der Mensch an die Futterstellen bringt. Die verfügbaren Daten zeigen keine Unterschiede zwischen Populationen, die gefüttert werden, und solchen, die nicht gefüttert werden.“

Um die Akzeptanz des Menschen gegenüber Bären zu wahren, haben die Institutionen weit mehr getan als Tiere abzuschießen. Ein Beispiel zeigt mir Miha Marence, vom Institut für Forstwirtschaft in Laibach. Es ist der sogenannte „Kompostnik“; das ist eine spezielle Kiste aus Holz bei Häusern, damit der Bär keinen Zugang zu Abfällen hat. Warum ist das wichtig?

Marence 6'19'4 - Bär und Nahrung und Abfälle - 7'17'1
„Wenn wir Schlachtabfälle hinter das Haus werfen, wenn wir organische Abfälle im Kompost, wenn wir Mülltonnen und Lebensmittelreste, wenn wir Ställe, Bienenstöcke und Nutztiere haben. Wenn all das für Bären zugänglich ist, wird er es als Nahrungsquelle nutzen. Aber das Schlüsselstück dieser Geschichte ist nicht nur der Schaden, sondern auch die Tatsache, dass der Bär dadurch den menschlichen Siedlungen oder Häusern näherkommt und damit die primäre Angst vor Verfolgung verliert.“

Das Verhältnis Mensch-Bär ist ein zwiespältiges. Einerseits werben Tourismus-Gebiete mit ihm, ist auch die Jagd nicht zu verachten; andererseits verursachen Bären zwischen 100 und 150 Schadensfälle pro Jahr, für die der Staat etwa Bauern entschädigt. Selten ist ein Zusammentreffen von Mensch und Bär:

7'38 - Schäden und Zwischenfälle - 8'32'4
"Wir haben durchschnittlich ein bis zwei direkte Begegnungen pro Jahr; das geschieht oft, wenn der Mensch den Bären überrascht. Es gibt auch viele Fälle, in denen jemand mit seinem Hund spazieren geht, der nicht an der Leine ist. Kommt es zu einer Begegnung mit einem Bären, läuft der Hund zum Besitzer zurück, und so es kommt es zur Begegnung. Bei Überraschungsbegegnungen gibt es Fälle, bei denen der Bär zuschnappt. Aber es gab seit Jahrzehnten keine Todesopfer, es handelt sich jedoch um körperliche Verletzungen."

Verarbeitung und Verkauf des Fleisches erlegter Bären ist ein weiterer Dorn im Auge von Nicht-Regierungsorganisationen. In Laibach kostet eine Salami mit 70 Prozent Bärenfleisch etwas mehr als 20 Euro. Der Handel damit sei nach EU-Recht in Ausnahmefällen zulässig, betont das zuständige Ministerium. EU-Recht entsprechend gilt auch für den Abschuss ein kompliziertes Verfahren:

10'11'2 - Warum auf 800 Bären kommen - 10'58
"Wir haben festgestellt, dass Konflikte zunehmen, wenn die Population 800 Bären übersteigt. Vor einigen Jahren erreichten wir 1200; daher sagten wir uns: bei 800 bedrohen wir den Bestand nicht, und dieser Zahl wollen wir uns nun annähern. Das heißt, dass wir in den vergangenen Jahren zwischen 150 und 200 Bären pro Jahr geschossen haben; das klingt hoch, doch bei 800 wird die Sache anders aussehen."

Denn ohne Akzeptanz der Bevölkerung wird auch ein Zusammenleben von Mensch und Raubtier langfristig nicht möglich sein.

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