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Knappes Rennen um Präsidentenamt

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Kleine Zeitung
Berichte Slowenien


In Slowenien findet morgen die Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten statt; Amtsinhaber Borut Pahor kann nach zwei Mandaten nicht mehr antreten, daher wird auf jeden Fall ein neuer Bewerber die Nachfolge antreten; zur Wahl stehen dabei der konservative Politiker Anze Logar und die parteifreie linksliberale Rechtsanwältin Natasa Pirs- Musar. Logar ist Parteigänger des im April abgewählten ehemaligen Ministerpräsidenten Janez Jansa, war Außenminister und liegt nach dem ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 34 Prozent um sieben Prozentpunkte vor Pirc-Musar, die 27 Prozent erreichte. Doch im ersten Durchgang gab es sieben Bewerber; die meisten von ihnen gehörten dem linken politischen Spektrum an; der Papierform nach sollte somit die linksliberale Rechtsanwältin das klar größere Wählerpotential haben.
Doch Umfragen prognostizieren ein knappes Rennen; demnach sollten morgen 51,2 Prozent für Pirc-Musar und 48,8 Prozent für Logar stimmen; die große Unbekannte ist jedoch die Wahlbeteiligung, die im zweiten Durchgang traditionell niedriger ist als im ersten Wahlgang ((51,74 Prozent). Der konservative Logar hat die disziplinierte Wählerschaft hinter sich; sein Nachteil ist seine politische Erblast, die Janez Jansa heißt, der polarisierende Gott-sei-bei-Uns der Linken. Anze Logar war daher im Wahlkampf bestrebt, sich von Jansa abzugrenzen - so weit es eben möglich war, ohne die Stammwähler zu verärgern; Logar betonte die Rolle des Staatspräsidenten als Politiker der Slowenien verbinden müsse und trat im Wahlkampf sehr gemäßigt auf; diese Taktik bewertet der Politologe Tomas Dezelan so: "Anze Logar hat auf Angriffe nicht mit Gegenangriffen geantwortet, wie das zu erwarten gewesen wäre; sondern er reagierte sehr, sehr gemäßigt gegenüber Kritik, unerwartet zurückhaltend. Dadurch wollte er vor allem linke Wähler nicht beunruhigen, die sich noch nicht entschlossen haben, ob sie zur Wahl gehen oder nicht."

Um diese Wähler zu mobilisieren wählte Pirc-Musar eine Taktik, die stark auf Angriff setzte, analysiert Tomas Dezelan: "Vor dem zweiten Wahlgang wurde Pirc-Musar zu einer sehr scharfen Kritikerin von Anze Logar; dadurch wollte sie ihre Wählerschaft daran erinnern, dass Logar in de facto ein Wolf im Schafspelz ist, sprich, dass sich hinter ihm Janez Jansa versteckt." Natasa Pirs-Musars Pferdefuß ist ihr Ehemann, der in Slowenien zu den Tycoons gerechnet wird, die in der Phase der Transition reich geworden sind. Daher ist es fraglich, in wie weit sie linke und sozialdemokratische Wähler motivieren kann, zumal der Staatspräsident in Slowenien keine machtvollen Kompetenzen hat.

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