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COVID19 Slowenien stellt Kroatien die Rute in Fenster

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Berichte Slowenien

Slowenien fordert von Kroatien strengere Maßnahmen im Kampf gegen das Corona-Virus. Die Gründe dafür sind mehrfach; einerseits sind in Slowenien Infektionsfälle aufgetaucht, die aus Kroatien eingeschleppt wurden; zweitens haben mehr als 100.000 Slowenen Häuser, Wohnungen oder Boote in Kroatien, so dass es auch um einen besseren Schutz der eigenen Bürger geht. Doch bisher hat Kroatien etwa seine Grenzen zu Serbien und Bosnien und Herzegowina nicht geschlossen, obwohl gerade in Serbien ein sehr starker Anstieg an Neuinfektionen zu verzeichnen ist. COVID19 ist heute auch das zentrale Thema bei einem Treffen der slowenischen und kroatischen Ministerpräsidenten im Schloss Otocec in der Gemeinde Novo Mesto. In Slowenien hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz mit Entscheidungsträgern und Experten im Kampf gegen das Virus gesprochen; hier sein Bericht:

Slowenien steht im Kampf gegen die neuerliche Ausbreitung des Virus nicht nur vor dem Problem, dass viele Bürger Eigentum in Kroatien besitzen. Hinzu kommt, dass viele Bürger aus Bosnien und Serbien stammen, aber in Slowenien eine Aufenthaltsgenehmigung haben, weil sie in diesem Land arbeiten. Daher verlang Laibach beim Grenzübertritt eine Bestätigung, etwa eine Hotelrechnung, dass diese Bürger tatsächlich in Kroatien auf Urlaub waren. Akzeptiert werden Corona-Tests aus Kroatien, die nicht älter als 36 Stunden sein dürfen. Fehlen diese Unterlagen, muss der Einreisende 14 Tag in die Selbstisolation, wobei entsprechende Bescheide bereits an der Grenze ausgestellt werden. Von der kroatischen Regierung fordert Slowenien strengere Maßnahmen im Kampf gegen das Virus. Dazu sagt in Laibach Regierungssprecher Jelko Kacin:

"Kroatien wird nichts anderes übrig bleiben als die Grenzen mit Serbien und Bosnien und Herzegowina fest zu schließen; es geht darum, dass vor allem einige Tourismusländer auf jede mögliche Art nach Touristen suchen, um die Saison zu retten. Das scheint uns sehr gefährlich; wir haben Kroatien bereits gewarnt, dass es nach unseren Kriterien nicht gestattet ist, Nachtklubs und Discotheken zu öffnen. Denn ein Mensch kann bei einer Tour in der Nacht sehr viele andere infizieren, wie sich das in Südkorea gezeigt hat. Slowenien ist fest entschlossen, das Einschleppen des Virus aus dem Ausland zu verhindern.“

COVID-19 ist daher das zentrale Thema beim Treffen der Regierungsspitze beider Länder in einem Schlosshotel im Bezirk Novo Mesto. An den Gesprächen nehmen die beiden Regierungschef, die Innen- und Gesundheitsminister sowie Gesundheitsexperten teil. Spielt Kroatien mit seinem Bestreben, möglichst viele Touristen ins Land zu bekommen, mit dem Feuer? Darauf antwortet Jelko Kacin so:

"Ich habe wahrlich die Sorge, dass es so ist; daher gibt es auch das Treffen zwischen den beiden Regierungschefs. Wir erwarten, dass Kroatien Lösungen trifft und keine Probleme macht, und zwar für ganz Westeuropa, für den gesamten Schengen-Raum, der auch Norwegen, Island und einige andere kleinere Staaten einschließt. Ich hoffe, dass wir eine Vereinbarung erzielen werden."

In Kroatien wurden gestern 91 Fälle von Neuinfektionen registriert, acht davon in Istrien, eine Person starb an den Folgen des Virus. Charterflüge gibt es nun auch aus der Ukraine nach Split und Pula; allein gestern verzeichnete die Ukraine 810 neue Fälle, trotzdem reicht für die Einreise nach Kroatien eine Reservierungsbestätigung. Dazu sagt die Leiterin des Expertenstabes beim slowenischen Gesundheitsministerium Bijana Beovic:

"Das ist für die Slowenen ein großes Risiko; sie haben die Ukraine erwähnt, aber zu nennen ist auch Russland, Schweden oder Großbritannien. Besonders gefährlich ist das Zusammentreffen in geschlossenen Räumen mit großem Andrang wie Discotheken und Restaurants. Davor warnen wir ständig slowenische Touristen, die nach Kroatien fahren. Doch Warnungen sind nicht genug. Als Experten haben wir schon mehrfach darauf verweisen, dass es sicherer wäre, wenn die slowenische Südgrenze enger geschlossen wäre; wenn sich die Lage verschlechtert, werden wir das wieder vorschlagen."

Konkret heißt das eine 14-tägige Selbstisolation für alle, die aus Kroatien nach Slowenien zurückkehren. Nicht betroffen wären davon Österreicher, die aus dem Urlaub zurückkehren, weil ein Transit durch Slowenien ungehindert möglich ist.

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