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Slowenien Ausgang aus der Krise

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Berichte Slowenien

Slowenien hat die Corona-Krise sehr gut gemeistert und die Epidemie bereits im Mai für beendet erklärt. Doch so sehr sich das Leben nun auch normalisiert, so bleiben die wirtschaftlichen Folgen der Krise weiterhin nur schwer kalkulierbar. Wirtschaftsexperten rechnen mit einer Rezession von 6,5 bis 9 Prozent, das bedeutet noch immer eine große Bandbreite. Zu den Unsicherheitsfaktoren zählt, dass Slowenien 80 Prozent der Wirtschaftsleistung durch Exporte erwirtschaftet; ein Viertel der Exporte entfällt auch die Autoindustrie, deren Erholung noch nicht absehbar ist. 12 Prozent erwirtschaftet Slowenien durch den Tourismus; durch Boni für Slowenen versucht die Regierung den Heimmarkt zu stärken; doch etwa im Soca-Tal entfielen im Vorjahr mehr als 80 Prozent der Gäste auf Ausländer, dazu zählen auch Steirer; ein nicht nur touristischer Lokalaugenschein von unserem Balkan-Korrespondenten Christian Wehrschütz:

Bericht: Christian Wehrschütz aus Slowenien

Kamera Andrej Suvacarov

Schnitt Mica Vasiljevic

Insert1: Janko Kumar, Tourismusdirektor der Region Soca

Insert2: Matthew Calderaro, US-Amerikaner, der in Kärnten lebt

Insert3: David Kubala, Generaldirektor der Firma Helios

Insert4: Stefan Krauter, Vorsitzender der Firma Cargo-Partner-AG

Gesamtlänge: 3’45

Mit seinen Naturschönheiten und den vielen sportlichen Möglichkeiten wirbt der Tourismusverband des Soca-Tals um Gäste aus aller Welt. Im Vorjahr kamen Gäste aus mehr als 60 Staaten hierher; die Tourismuseinnahmen betrugen etwa 100 Millionen Euro:

"Das Vorjahr war das fünfte Rekordjahr in Folge für unser Tal. Wir hatten 350.000 Gäste und 850.000 Nächtigungen. Doch heuer sind wir mit einer völlig anderen Lage konfrontiert; das Corona-Virus hat ab Mitte März unsere Aktivitäten auf null reduziert. Doch langsam kehrt nun der Tourismus zurück."

Am Fluss trifft man bereits auf einige Touristen, die die wieder bestehende Reisefreiheit nutzen; dazu zählt ein Amerikaner, der seit Jahren in Krumpendorf lebt und einen Großhandel für Fliegenfischer betreibt:

"Wir haben einen Überraschungsfisch hier, der heißt Marmorata; das können 20 Kilo sein; und das ist der Heimplatz für diesen Fisch; den findet man nur an einem Fluss, der in die Adria mündet."

Der Fluss Soca, auch als Isonzo bekannt, ist bei Kajak-Fahrern ebenfalls sehr beliebt. Der Tourismusverband hofft, etwa 50 Prozent der Vorjahreszahlen erreichen zu können; doch klare Prognosen fehlen in Slowenien noch, was den gesamten Wirtschaftsrückgang betrifft; selbst in einzelnen Betrieben hat sich die Corona-Krise unterschiedlich ausgewirkt. Ein Beispiel ist dieser Hersteller von Lacken und Kunstharzen, der 1.100 Mitarbeiter beschäftigt:

"April, Mai sieht man natürlich im Bereich Industriebeschichtungen geht der Umsatz hinunter; andererseits merkt man auch im Bereich "Do it yourself" Menschen kaufen Lasuren und Wandfarben ein wie verrückt; wir wissen nicht, wohin das geht. Wir vermuten, dass die Ehemänner von ihren Frauen zu Hause gezwungen werden, die Terrassen zu streichen, die Wohnzimmer zu streichen; da sind die Regale leer in den Geschäften momentan; das Verhalten ist sehr unterschiedlich; wir sehen das Holzbeschichtungen für Möbel massiv zurückgehen."

Drei Viertel der Produkte werden exportiert, das entspricht in etwa dem Anteil der slowenischen Exporte an der gesamten Wirtschaftsleistung. Österreich ist nicht nur der größte Investor im Land; auch der Hafen Koper ist für Österreich von strategischer Bedeutung, vor allem für Importe aus Asien. Den Hafen nutzt dieses österreichische Logistik-Unternehmen, das beim Flughafen nördlich von Laibach ein Lager mit 25.000 Quadratmeter Fläche betreibt und weltweit mehr als 3000 Mitarbeiter zählt. Spezialisiert ist die Firma auf Luft- und Seefracht, Lagerlogistik und LKW-Sammeltransporte. Dabei spielt das Lager in Brnik eine wichtige Rolle:

"Es deckt vor allem den Balkan ab, es deckt Mitteleuropa ab für Österreich, Slowakei, Tschechien, Schweiz, Süddeutschland; und wir haben zum Beispiel sehr interessante Transporte bis nach Polen hinauf, weil das eine sehr zeitsparende Variante ist; außerdem ist das ein Tor zum Mittelmeer, das heißt vor allem die Türkei, Israel, Ägypten; da gibt es sehr starken Verkehr über Koper, der sehr wichtig ist für Österreich."

Und diese Bedeutung wird bleiben, unabhängig davon wie schwer die Folgen der Corona-Krise Slowenien treffen werden. Denn ihr Ausmaß wird nicht nur im Fremdenverkehr, sondern in Slowenien insgesamt auch davon abhängen wie schwer die Krise Europa tatsächlich treffen wird.  

 

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