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Die „Steirische Wacht“ zwischen Karl May und Paramilitär

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Berichte Slowenien

Im Zuge der massiven Migrationswelle des Jahres 2015 hat sich in Slowenien eine Art Bürgerwehr gebildet, die den Namen „Steirische Wacht“ trägt und auch den steirischen Panther als Wappentier trägt. Diese uniformierte Gruppe sorgte jüngst in Slowenien wieder durch Wehrsportübungen für Aufsehen, die vor allem an der Südgrenze zu Kroatien abgehalten werden. Ziel ist die Abhaltung illegaler Migration. Patrouilliert wurde aber auch bereits auf der slowenischen Seite der österreichischen Staatsgrenze. Bei ihren Übungen tragen viele Mitglieder Attrappen von Schusswaffen, was zusätzlich für Aufregung sorgt. Die „Steirische Wacht“ hat Teilorganisationen in anderen slowenischen Regionen, ihre Zentrale ist aber in der Stadt Marburg an der Drau. Bisher gibt es keine rechtliche Handhabe gegen die Organisation. Eine Übung der „Steirischen Wacht“ hat jüngst auch unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz besucht.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Slowenien

Kamera: Andrej Suocarow, Schnitt: Mica Vasiljevic

Insert1: Andrej Sisko, Gründer und „Herzog“ der „Steirischen Wacht“

Insert2: Andrej Sisko, Gründer und „Herzog“ der „Steirischen Wacht“

Insert3: 21-jährige Frau, Mitglied der „Steirischen Wacht“

Insert4: Igor Pribac, Professor für Philosophie an der Universität Laibach

Gesamtlänge: 3’22

Martialisch und schlagkräftig präsentiert sich die sogenannte „Steirische Wacht“ in ihren Videos, die auf sozialen Netzwerken präsent sind. 1000 Mitglieder soll diese Gruppe nach eigenen Angaben haben, verteilt auf fünf Regionen. Bei einem Lokalaugenschein im slowenisch-kroatischen Grenzgebiet verhinderte zunächst eine slowenische Polizeieinheit den Übungsbeginn. Beschlagnahmt wurden angeblich Waffen, während der Gründer der Gruppe angibt, dass nur Attrappen verwendet werden, die frei im Handel erhältlich sind. Nach dem Abzug der Polizei kam eine zweite Gruppe, die tatsächlich nur über Attrappen verfügte. Geübt wurde der gesicherte Marsch im Gelände; etwa 40 Personen nahmen daran teil; die meisten Mitglieder sind männlich, doch es gibt auch Frauen bei der „Steirischen Wacht“. Ihr Ziel ist der Schutz der Grenzen vor illegaler Migration; doch was passiert, wenn tatsächlich Migranten gesichtet werden?  

"Wir können uns weder als Polizisten noch als Soldaten ausgeben, doch es geht darum, dass wir die Region nur überwachen; wenn wir illegale Grenzübertritte feststellen, dann informieren wir darüber die Polizei; das ist alles, was wir tun."

Doch warum wird überhaupt mit Waffen-Attrappen geübt?

"Wir wollen wissen, wie man mit Waffen umgeht, damit wir - sollte es nötig sein, Waffen auch wirklich einsetzen können. Wir müssen das können."  

Die große Mehrheit der Mitglieder tritt offen auf; vermummt sind nur wenige, die am Arbeitsplatz keine Probleme haben wollen. Dazu zählt diese junge Frau, die im Gastgewerbe tätig ist. Warum ist sie bei der „Steirischen Wacht“?

"Es ist höchste Zeit, dass das slowenische Volk sich auf die Füße stellt, das Volk muss aufstehen; wir müssen uns dieser Politik und diesem Regime widersetzen, weil die illegalen Migranten, die kommen, für uns nichts Gutes bedeuten."

In vielen slowenischen Gemeinden an der Grenze zu Kroatien ist der Unmut über die illegale Migration groß. Im April kam es zu Bürgerprotesten; einerseits herrscht ein Gefühl der Unsicherheit; andererseits geht es um die Verschmutzung der Wälder durch Migranten auch in Touristengebieten. Die „Steirische Wacht“ ist somit ein Ausdruck dieser Unzufriedenheit, aber auch Teil der politischen Auseinandersetzung über die Migration:

"In der weiteren Umgebung ist Slowenien der Staat, der politisch vielleicht am wenigsten die Migrationswelle gespürt hat. Ich denke jedoch, dass eine neue Welle ein "Game changer" sein könnte, die eine große Änderung der politischen Kräfteverhältnisse bedeuten könnte. Hier würde Andrej Sisko keine große Rolle spielen, profitieren dürften jene, die ihn medial und politisch unterstützen; das ist die rechte Opposition in Slowenien."

Igor Pribac befürwortet ein Verbot dieser Organisation; ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt bereits im Parlament in Laibach. Sicher ist, dass ein Verbot allein nicht ausreichen wird, um die Ursachen zu beseitigen, die dieser Gruppe in Slowenien einen gewissen Zulauf beschert hat, denn die Angst vor einer Neuauflage des Jahres 2015 ist in Teilen der slowenischen Bevölkerung real.

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