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Miro Cerar zur Lage der Flüchtlinge und Migranten

Fernsehen
ZiB24
Berichte Slowenien
Aus Slowenien ist ein Rückgang des Ansturms von Flüchtlingen und Migranten vorerst nicht zu erwarten. Der Druck auf den Grenzübergang Spielfeld wird daher anhalten. Das hat der slowenische Ministerpräsident Miro Cerar heute im Exklusivinterview mit unserem Balkan-Korrespondenten Christian Wehrschütz in Laibach betont. Cerar hofft, dass die EU mit der Türkei eine Vereinbarung zustande bringt und die griechisch-türkische Grenze besser geschützt wird. Komme es nicht dazu, müsse Slowenien selbst seine Grenze zu Kroatien stärker schützen. Wann Zäune gebaut werden könnten, ließ Cerar offen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Laibach

Insert1: Miro Cerar, slowenischer Ministerpräsident

Insert2: Miro Cerar, slowenischer Ministerpräsident

Insert3: Miro Cerar, slowenischer Ministerpräsident

Gesamtlänge:

In Wellen kommen die Menschen tagtäglich nach Sentilj, in das Aufnahmelager auf der slowenischen Seite von Spielfeld. Die Abstände könnten kürzer werden, weil durch Züge und bessere Organisation am Balkan die Transportdauer von Griechenland bis nach Slowenien kürzer wird. Ein Nachlassen des Ansturms ist zumindest vorläufig nicht zu erwarten:  

Migranten und Flüchtlinge wollen immer schneller ihr Zielland erreichen. In Slowenien wollen sie nicht bleiben. Wahr ist, dass wir sie ein, zwei Tage hier behalten, manches Mal auch länger, dass wir sie versorgen und uns mit Österreich absprechen, was ihre Ankunft betrifft. Das ist für Österreich auch schwierig, weil es selbst seinen großen Rückstau an der deutschen Grenze hat. Slowenien kann das nicht mehr lange bewältigen: sollte es nicht möglich sein, den Zustrom aus ihren Herkunftsländern und aus der Türkei zu verringern; sollte nicht sehr rasch auch eine effiziente Vereinbarungen mit der Türkei geschlossen werden, dann müssen wir die Schengen-Grenze sichern, und das ist die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien."

In Slavonski Brod hat Kroatien heute sein winterfestes Aufnahmelager für 5.000 Personen in Betrieb genommen. Von der 80 Kilometer entfernte serbischen Grenze werden Flüchtlinge und Migranten nun direkt mit dem Zug zum Bahnhof nach Slavonski Brod gefahren und dann hierher gebracht. Besser läuft nun auch die Zusammenarbeit mit Slowenien. Statt über die Grüne Grenze bei Rigonce kommen die Menschen nun mit dem Zug zu den Aufnahmelagern auf die slowenische Seite; zufrieden ist Laibach aber noch nicht:  

"Kroatien könnte tausende Menschen länger im Land halten. daher sind wir noch nicht zufrieden, auch wenn sich die Lage gebessert hat. In Wirklichkeit brauchen wir eine europäische Lösung. Da geht es nicht nur um ein, zwei Wochen Aufenthalt, das wird den Winter über anhalten. Wenn das im Frühling auch noch weiter geht, und wir das nicht an der türkisch-griechischen Grenze stoppen, dann wird das völlig unbeherrschbar."

Wage bleibt Miro Cerar, wann Slowenien mit dem Bau von Zäunen beginnen will. Und wie viele Migranten und Flüchtlinge kann Slowenien selbst aufnehmen?

"Einige Tage können wir zwischen 7.000 und 9.000 Personen unterbringen, kurzfristig auch mehr, denn wir hatten an einem Tag schon mehr als 10.000 Ankömmlinge in Slowenien. Doch das geht nur einige Tage. Für bis zu einem Monat liegen unsere Kapazitäten ei 7.000 bis 8.000, die vielleicht mit äußersten Anstrengungen noch um 1.000 bis 2.000 erhöhen könnten. Da gibt es auch eine Verantwortung anderer Staaten. So muss proportional die Zahl in Kroatien, Serbien, Mazedonien und Griechenland höher sein. Hier erwarten wir Solidarität auch von anderen europäischen Staaten, und zwar auch von jenen, die derzeit nicht betroffen sind."

Diese Solidarität erschöpft sich bisher de facto in der Entsendung von Polizisten an die slowenisch-kroatische Grenze. Fünf Deutsche sind schon im Einsatz; 200 sollen es binnen zehn Tagen werden; insgesamt sollen 400 Polizisten aus EU-Staaten kommen, wie rasch ist unklar.  

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