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Der Obama von Piran

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Berichte Slowenien
„Ich werde wie ein Tiger kämpfen“ – und – „Slowenien ist bereit für einen schwarzen Bürgermeister“, so lauteten die Ansagen von Peter Bossmann, nach dem ersten Durchgang der Lokalwahlen in Piran. Der sozialdemokratische Kandidat für das Amt des Bürgermeisters führt vor der Stichwahl am Sonntag mit 30 Prozent vor Amtsinhaber Tomas Gantar, der mit einer unabhängigen Liste „Piran ist unser“ angetreten ist und 25 Prozent erreichte. Die 15.000 Wähler Piran ist das Herzstück des slowenischen Tourismus an der Adriaküste und auch wegen des Grenzstreits mit Kroatien um die gleichnamige Bucht bekannt.

Nun verfügt die Gemeinde auch über den „slowenischen Obama“, wie Peter Bossmann von der lokalen Presse auch genannt wird. Der 55-jährige stammt aus Ghana und kam 1977 als Student in das kommunistische Jugoslawien. In Laibach studierte er Medizin, lerne dabei seine Frau kennen und folgte ihr an die Küste, wo sie ebenfalls als Arzt arbeitet. Bossmann arbeitet in seinem Ambulatorium als praktischer Arzt und ist Vater zweier studierender Töchter. Seinen deutsch klingenden Familiennamen verdankt er einem niederländischen Vorfahren, der als Händler in Ghana sein Liebeglück fand. Peter ist sein christlicher Vorname, denn Bossmann zählt zu den Protestanten, die vor allem im Süden Ghanas leben. Dort sind auch noch Mutter und Schwester, die seinen Wahlkampf mit großer Anteilname verfolge. „Jeden Tag ruft meine Mutter an und fragt, wie es mir geht, und ob ich bis zum Ende durchhalten werde“, erzählt Bossmann.

Auf seinen Plakaten steht: „Gemeinsam der Sonne entgegen“. Sollte er die Wahl gewinnen, will Bossmann ein sehr bürgernaher Bürgermeister sein. Im Wahlkampf setzte Bossmann auf Treffen im kleinen Kreis, bei sogenannten Teepartys, bei denen den Gästen auch Sauerkraut und selbstgemachte Würstel und slowenische Strauben zum Nachtisch geboten werden. Vor Kameras wirkt der 55-jährige Bossmann eher gehemmt. Bei der TV-Konfrontation mit Amtsinhaber Tomas Gantar ging es um lokale Themen: die Parkplatznot, Platzprobleme für die Bestattung, Wohnungen für junge Familien oder den Fremdenverkehr. Unterschwellig spielt aber auch die Hautfarbe eine Rolle. So kritisiert Amtsinhaber Tomas Gantar, dass der Wahlkampfstab seines Herausforderers die Eigenschaft als Argument nütze, um moralischen Druck auf die Wähler auszuüben. Bossmann selbst betont, dass die Frage, ob Piran tatsächlich einen schwarzen Bürgermeister wolle, nur von einer sehr kleinen Gruppe und auch erst dann aufgeworfen wurde als seine Siegeschancen sichtbar wurden.

Zu den Besonderheiten in Piran zählt, dass alle Wahlkampfplakate wegen der italienischen Minderheit zweisprachig sind. Gleiches gilt für alle Aufschriften. Trotzdem sehen sich die Italiener diskriminiert, weil die Zweisprachigkeit nur auf dem Papier bestehe und vor Gerichten und Behörden nicht gelebt werde. Daran wird der neue Bürgermeister kaum etwas ändern können, weil in Minderheitenfragen vor allem der Staat zuständig ist. Daher kommentiert der italienische Abgeordnete im Parlament in Laibach, Roberto Batteli die Stichwahl zwischen Ganter und Bossmann so:

„Ich denke, dass es keinen großen Unterschied geben wird. Möge der Bessere gewinnen.“

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