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Weit mehr Opfer in der Huda Jama als angenommen

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Berichte Slowenien
Beim Massengrab im Barbara Stollen bei Lasko gaben sich die kommunistischen Machthaber wahrlich alle Mühe ihre Taten dauerhaft zu verbergen. Sieben Monate dauerte es, bis Beton, Schutt, Ziegel beseitigt werden konnten, und die slowenischen Experten (Historiker, Polizei und Gerichtsmedizin) das eigentliche Massengrab öffnen konnten. Seit März des Vorjahres sind nun die Obduktionen im Gange. Dabei haben Gerichtsmediziner in einem vertikalen Schacht, der gefüllt mit menschlichen Überresten ist, in einem Abschnitt von fünf Metern Länge Überreste von 400 Personen geborgen. Dieser Umstand veranlasst den Chefermittler der slowenischen Kriminalpolizei, Pavel Jamnik, zu der „groben Schätzung“, dass in dem Bergwerk etwa 7.000 Menschen ermordet worden sein dürften. Jamnik betont jedoch, dass diese Schätzung noch keineswegs die endgültige Opferzahl darstellen muss. Denn der Zugang zu einem zweiten vertikalen Schacht ist derzeit aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Sollten in diesem Schacht menschliche Überreste gefunden werden, könnte „noch einige Tausend Opfer mehr“ in dem Bergwerk liegen. Jamnik geht davon aus, dass die Untersuchungen in dem Stollen, auch Huda Jama („Schlimme Grube) genannt, noch etwa ein Jahr dauern werden.

Ein relativ klares Bild ergaben die Untersuchungen der Gerichtsmediziner was die Todesart betrifft. Die meisten der bisher exhumierten Leichen weisen Schussverletzungen, vor allem Kopfschüsse, auf. Klar ist aber, dass nicht alle Opfer sofort tot oder gar lebensgefährlich verletzt waren. Viele starben somit einen noch qualvolleren Tod in dem Stollen, der nach der Tat zugemauert wurde. Der Morden dauerte zwischen sechs und acht Wochen. Relativ genau konnte die Polizei 14 Tage rekonstruieren. In dieser Zeit wurden vor allem slowenische Domobranzen aber auch Frauen als dem Konzentrationslager Teharje (Tüchern) zum Stollen transportiert. Die weiblichen Opfer belegen Frauenhaare, die in der Huda Jama gefunden wurde. Diese Frauenhaare zeigen, dass im Stollen nicht nur gefangene Soldaten ermordet wurden, obwohl Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren die größte Opfergruppe bilden. Ermordet wurden jedenfalls auch Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, die gegen Kriegsende mit dem Zug durch Lasko fahren wollten aber gefangen genommen wurden. Die meisten Opfer dürften Kroaten sein, doch auch Serben, Montenegriner und Angehörige der deutschen Minderheit dürften darunter sein.

Zur Zahl der Täter und zu den Auftraggebern kann oder will Pavel Jamnek keine Angaben machen. Die Ermittlungen haben bisher keine schlagenden Beweise gebracht (siehe Interview), obwohl die unmittelbaren Täter wohl zum „Korps der Volksverteidigung Jugoslawiens“ (KNOJ) gehört haben dürften. Praktisch unmöglich ist eine Identifizierung der Opfer. Zu viel Zeit ist vergangen und nur wenige persönliche Gegenstände wurden gefunden. Dazu zählt ein Ehering, den ein Opfer im Mund versteckte. Hinzu kommen viele Schuhe, die die praktisch nackten Opfer vor der Erschießung ausziehen mussten. Dokumente fehlen, und die kommunistischen Machthaber taten alles, um das Verbrechen zu verbergen. Über die Huda Jama zu sprechen war verboten. So liegt ein Urteil eines Militärgerichts in Cilli vom Mai 1947 vor. Darin wird eine Frau zum Tode verurteilt; sie soll für Österreich spioniert und Berichte über die Massenorde in der Huda Jama verfasst haben.

Schlimm waren aber auch die Folgen für die Hinterbliebenen. So betont der Leiter der staatlichen Kommission für Massengräber, der Historiker Joze Dezman, dass Witwen keine Arbeit finden konnten und Kinder in der Schule und im Beruf diskriminiert wurden. Mehr als 500 Massengräber sind in Slowenien aus der Zeit nach Kriegsende dokumentiert. Dezman glaubt, dass in der Gegend von Marburg insgesamt noch weit mehr Opfer liegen könnten als im Barbara Stollen. Und am Bachern und in einem Massengrab südlich von Bleiburg könnten auch viele jener Steirer und Kärntner liegen, die nach Kriegsende von Partisanen verschleppt wurden. 128 Kärntner und 117 Steirer werden bis heute vermisst.

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