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Neues Massengrab in Slowenien entdeckt

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Kleine Zeitung
Berichte Slowenien
Die Stadt Lasko südlich von Cilli ist in Slowenien vor allem durch die gleichnamige größte Brauerei Sloweniens bekannt. Bisher kaum der breiten Öffentlichkeit bekannt war eine kleine Kapelle in der Nähe von Lasko. Auf ihr steht folgender Spruch zu lesen: „Bis zu den verwesenden Knochen der Gegner haben wir keinen Hass mehr.“ Diese Inschrift erinnert an das Massengrab im Barbara Schacht, der von 1902 bis 1942 in Betrieb war. Ende Mai oder Anfang Juni 1945 nutzen die siegreichen kommunistischen Tito-Partisanen auch diesen Schacht, um jene zu verbergen, die ihrer Abrechnung zum Opfer fielen.

Hinweise und Gerüchte über dieses Massengrab gab es bereits seit dem Jahre 1990, doch erst im August des Vorjahres begannen umfassende Grabungsarbeiten, hatten doch die Täter nichts unversucht gelassen, ihre Opfer zu verbergen. Nach Angaben des Leiters der slowenischen Kommission für verborgene Massengräber, Joze Dezman, mussten aus dem Bergwerk mit dem vielsagenden Namen „Schlimme Grube“ 400 Kubikmeter Geröll, Lehm, Ziegel und Schutt herausgeholt und auch noch eine Betonwand beseitigt werden, um zu den Opfern in 400 Meter Tiefe vorzustoßen. Ihr erster Anblick wird von Dezman und anderen Ermittlern als einfach entsetzlich beschrieben. Denn durch die massive Abschottung von der Außenwelt waren die ersten bis zu 300 Opfer weitgehend mumifiziert; sie lagen in einem Stollen, der dann zu den beiden 45 Meter tiefen Schächten führte, die randvoll mit Skeletten sind. Joze Dezman schätzt die Zahl der Opfer auf mehrere Tausend und spricht von „einem von 15 slowenischen Srebrenica“, die jedoch nicht aus den Zerfallskriegen des alten Jugoslawien in den 90-iger Jahren sondern aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg stammen.

Dezman ist der Ansicht, dass sich im Bergwerk das weltweit größte unterirdische Massengrab befindet, das bisher entdeckt wurde. Gleiches gelte auch für die Zahl der mumifizierten Leichen. Was die Nationalität der Opfer betrifft, so zählen dazu slowenische Domobranzen, die aus dem Konzentrationslager Teharje hierher gebracht wurden. Wahrscheinlich sind die Mehrzahl der Opfer Kroaten, Zivilisten und Soldaten; unzweifelhaft ist, dass Cetniks aus Serbien unter den Opfern sind und wahrscheinlich deutsche Soldaten. Hinweise auf die Domobranzen und die Kroaten lieferten auch Berichte aus der slowenischen Emigration, doch eine genaue Identifizierung der Opfer dürfte wie in all diesen Fällen kaum möglich sein.

Wie die siegreichen kommunistischen Partisanen ihre Opfer umgebracht haben, ist noch nicht geklärt. Sicher ist, dass in ganz Slowenien unmittelbar nach Kriegsende Massenmorde in enormem Ausmaß begangen wurden. Seriöse Schätzung sprechen von mindestens 100.000 Toten. Opfer waren all jene, die vor den siegreichen Kommunisten flüchteten und sich bei Kriegsende in Slowenien aufhielten; teilweise wurde sie von den Briten auch aus Kärnten und der Steiermark an die Tito-Kommunisten ausgeliefert. Doch zu den Opfern zählten auch einfache Bürger Sloweniens, die eben keine Kommunisten waren und Angehörige der deutschen Minderheit. Eine von der slowenischen Regierung eingesetzte Historiker-Kommission hat etwa 600 Massengräber identifiziert. Die Opfer sollen alle würdig bestattet werden. Eine erste große Gedenkstätte ist am neuen Friedhof in Marburg bereits errichtet worden.

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