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Atempause für den Bankensektor

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Berichte Slowenien
In Slowenien hat Ministerpräsident Janez Jansa gestern Spekulationen dementiert, wonach Slowenien als sechstes Land der Euro-Zone Hilfe des Euro-Rettungsschirms in Anspruch nehmen muss. Ausgelöst wurden derartige Spekulationen durch die zunehmend schwierige Lage des Bankensektors in Slowenien, insbesondere durch die Krise der NLB, der Nova Ljubljanska Banka. Um die strengeren Eigenkapitalvorschriften musste Slowenien eine Rekapitalisierung der NLB um Ausmaß von mehr als 380 Millionen Euro Anfang der Woche selbst durchführen. Über die Lage im slowenischen Bankensektor und über den Kampf gegen die Wirtschaftskrise berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In Slowenien gibt es etwas mehr als 20 Banken mit einer Bilanzsumme von insgesamt 50 Milliarden Euro. Davon entfallen etwa 20 Milliarden auf die NLB, die Nova Ljubljanska Banka, die die größte Bank des Landes ist. Dominiert wird der Bankensektor durch slowenische Banken, die in vielen Fällen im Einfluss des Staates stehen; gemessen an der Finanzkraft entfallen auf ausländische Banken nur etwa 30 Prozent, wobei unter den Ausländern Banken aus Österreich vorherrschend sind. Sie wären von einer umfassenden Bankenkrise in Slowenien jedenfalls indirekt betroffen, und zwar vor allem dann, wenn die Bevölkerung das Vertrauen in die Banken verlieren sollte. Einer der wesentlichen Gründe für die Krise der NLB liegt darin, dass sie eine wichtige Rolle bei der Privatisierung von Betrieben spielte, die sich ehemalige Manager oder Tycoons aneigneten. Die Finanzierung dieser Geschäfte erfolgte oft ohne ausreichende Sicherheiten, und als dann 2008 die Finanzkrise ausbrach schlitterten nicht nur diese Tycoons sondern auch die Bank in die Krise. Schlagend wurde sie nun, weil, der Minderheitenaktionär der NLB, die belgische KBC, selbst Hilfe in Anspruch nehmen musste und die Rekapitalisierung der NLB nicht durchführen konnte. Daher musste der Staat einspringen; die Frage, ob weitere Kapitalspritzen nötig sein werden, beantwortet der slowenische Wirtschaftsexperte Joze Mencinger so:

„Eine weitere Rekapitalisierung ist nicht nötig, weil der Staat nun eine Rekapitalisierung vorgenommen hat, und zwar durch Einlagen, die in ein Hybrid-Kapital umgewandelt wurden. Meiner Ansicht nach hätte man diese Einlage auch gleich direkt in Eigenkapital umwandeln können. Ob noch ein weiterer Rekapitalisierungsbedarf besteht, ist schwer zu sagen. Denn mit dem Ruin einer jeden Firma geht auch eine andere Firma in Konkurs, die ihre Kredite selbst noch hätte zurückzahlen können, und so zieht sich das durch die gesamte Wirtschaft. Um aus der sogenannten Kreditklemme herauszukommen, muss es zu einem Wirtschaftswachstum kommen.“

Ein derartiges Wirtschaftswachstum ist derzeit aber nicht in Sicht; daher ist eben nicht ausgeschlossen dass die NLB sowie andere slowenische Banken frisches Kapital benötigen werden. Doch die NLB und die Regierung haben nun etwas Zeit gewonnen; in einigen Wochen soll die Überprüfung der Bank durch ausländische Experten abgeschlossen sein und dann wird wohl auch das Ausmaß der Krise der NLB einigermaßen feststehen. Fraglich ist jedoch, ob die Mitte-Rechts-Regierung wirklich frisches Geld für den Bankensektor in die Hand nehmen kann, sollte dies nötig sein. Denn die Regierung hat erst jüngst unter großen Mühen ein Sparpaket bei den Gewerkschaften durchgebracht, um das Budgetdefizit von 6,4 Prozent im Jahre 2011 auf 3 Prozent im Jahre 2013 zu senken. Geld ist somit knapp in Slowenien, Bankenhilfe ist zweifellos bei der Bevölkerung nicht populär, und daher wird Geld für Banken aus dem Euro-Rettungsschirm wohl allen Dementis zum Trotz bis auf weiteres eine Option in Slowenien bleiben.

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