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Partisanengewalt in Kärnten nach 1945

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In Kärnten endete der Zweite Weltkrieg nicht am 8. Mai, sondern erst mit dem Abzug der Tito-Partisanen am 21. Mai. In diesen zwei Wochen wurden in Südkärnten etwa 1.000 Personen von Partisanen getötet und ermordet. Neben den noch immer 130 verschleppten Kärntnern sind das vor allem flüchtige Kroaten und Slowenen aber auch Serben und Russen aber auch heimkehrende deutsche Soldaten. Diese Gewalttaten hat nun der junge Kärntner Historiker Florian Thomas Rulitz in vierjähriger Forschung aufgearbeitet, wobei er selbst noch einige Zeitzeugen und mögliche bisher unbekannte Gräber ausfindig machen konnte. In einigen Fällen ermittelt nun auch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt wegen des Verdachts der Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Christian Wehrschütz berichtet:

Eine unscheinbare Kurve an der Straße von Bleiburg nach Slowenien, etwa drei Kilometer von der Grenze entfernt. Vom Wald aus beobachtete der damals 15jährige Bauernbub Johann Neubersch im Mai 1945 wie kommunistische Partisanen hier einige Kroaten und Pferde erschossen und unterhalb der Straße verscharrten. Mehr als 65 Jahre später steht Neubersch nun wieder an der Kurve und erinnert sich:

„Drei oder vier Pferde und fünf oder sechs Ustascha; die waren unterhalb und die Pferde haben sie über sie geworfen. Da drinnen, bei den großen Bäumen, da war so ein Loch“

Das sumpfige Gelände unter der Kurve ist nicht das einzige, wo noch Tote liegen dürften. Oberhalb der Straße im Wald half der junge Neubersch im Frühommer 1945 selbst mit, ein Opfer zu begraben. Ein Kleinbauer hatte seinen Vater über den Toten informiert. Johann Neubersch:

„Voller Würmer war er, da hat man keine Haute mehr gesehen, gar nichts; da haben wir auf der Seite 30 Zentimeter hinein gegraben und mit zwei Schaufeln haben wir ihn hineingeworfen, auf dem Bauch, anders konnten wir das nicht machen.“

Zu den besten Quellen aus dieser Zeit zählen Pfarr- und Gendarmerie-Chroniken. Sie hat der Historiker Florian Thomas Rulitz für seine Doktorarbeit an der Uni Klagenfurt ausgewertet. Mehr als 200 Mordfälle hat er darin gefunden; dazu zählt ein Eintrag im Pfarrbuch von Glainach, der von 16 slowenischen Flüchtlingen berichtet, die Partisanen ermordet haben. Am Pfarrfriedhof von Glainach liegen sie begraben – allerdings nicht allein. Ihnen gegenüber liegen Partisanen, die in den Kämpfen bei Ferlach zwischen 10. und 13. Mai fielen. Dabei ging es um den Drau-Übergang, den die Partisanen verhindern, die bunt zusammengewürfelten Flüchtlinge aber erzwingen wollten, erläutert Florian Thomas Rulitz:

„75.000 Flüchtlinge sind über den Loibl-Paß gekommen; davon waren etwa 20.000 Slowenen, die restlichen Zahlen beziehen sich auf andere slawische Flüchtlinge, die aus Furcht vor den Kommunisten flüchteten, und der Rest waren Wehrmachtseinheiten, bzw. Verbände der Waffen-SS.“

Die Gesamtzahl der Flüchtlinge war noch viel größer, betont Rulitz:

„Man muss in Kärnten von etwa 250.000 Flüchtlingen ausgehen, die es geschafft haben, die jugoslawisch-österreichische Grenze zu überqueren. Davon wurden in etwa 200.000 repatriiert, bzw. von den Briten abgewiesen.“

Während Viktring als Synonym für die slowenische Tragödie gilt, ist für die Kroaten das Bleiburger Feld der Ort, an dem jedes Jahr der Verbrechen unmittelbar nach Kriegsende gedacht wird, denen auch mehr als 100 Kärntner Verschleppte zum Opfer fielen.

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