× Logo Mobil

Lage der italienischen Minderheit in Slowenien

Radio
MiJ
Berichte Slowenien
In der slowenischen Küstenstadt Piran ist jüngst der erste Schwarzafrikaner zum Bürgermeister gewählt worden. Es ist dies der aus Ghana stammende Arzt Peter Bossmann, der seit 1977 in Slowenien lebt. Geprägt ist die Region um Piran jedoch durch seine italienische Geschichte, gehörte diese Region jedoch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zu Italien. Nach Kriegsende wurden viele Italiener aus Istrien Slowenien und Kroatien vertrieben, doch eine kleine Volksgruppe konnte sich halten. Über ihre Lage in Slowenien hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz den folgenden Beitrag gestaltet.

In Slowenien gibt es zwei gesetzlich anerkannte Minderheiten, die Ungarn und die Italiener. Ihre Rechtsstellung ist umfassend geregelt. So haben beide Volksgruppen je einen Abgeordneten im Parlament, eigene Medien und ein eigenes Schulwesen. In den Regionen, in denen die Minderheiten leben, sind alle Aufschriften zweisprachig. Zweisprachig waren in Piran auch die Wahlplakate für die Lokalwahlen, die der aus Ghana stammende Arzt Peter Bossmann gewann. Zur Lage der Italiener sagt der neue Bürgermeister Peter Bossmann:

„Tatsache ist, dass die Italiener durch Gesetze geschützt werden. Doch sie fühlen noch immer, dass die Mehrheit hier vergessen hat, dass sie hier autochton sind, dass sie hier geboren sind. Sie fordern, dass die Gesetze nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch umgesetzt werden.“

Diese mangelhafte Umsetzung beklagt auch Roberto Batteli, der als Abgeordneter für die italienische Volksgruppe im Parlament in Laibach sitzt. Roberto Batteli:

„Die sichtbare Zweisprachigkeit ist auch eine Folge davon, dass viele Orte vor 50 Jahren und noch früher nur italienische und keine anderen Namen hatten. Das ist nicht genug, denn die Zweisprachigkeit wird nicht im täglichen Leben umgesetzt. Meiner Ansicht nach gibt es eine Diskriminierung, eine stille und beharrliche Diskriminierung, die wir beendet sehen wollen.“

Diese Diskriminierung habe dazu geführt, dass die Zahl der bekennenden Italiener zwischen 1991 und 2002 um 25 Prozent auf 1.840 Personen gesunken sei; Batelli verweist darauf, dass auch die ungarische Volksgruppe einen ähnlich hohen Rückgang zu verzeichnen habe. Roberto Batelli kritisiert vor allem, dass die Zweisprachigkeit im Alltag nicht umgesetzt werde:

„Die gesamte Verwaltung und auch die Justiz müssten überall sagen, dass in den Verfahren das Recht auf die eigene Sprache besteht; das geschieht nicht. Die Kommunikation beginnt nur in slowenischer Sprache und in der Praxis akzeptieren das viele, denn sonst muss müsste man wieder Tage und Wochen warten, damit die Gerichte in der Lage wären, dass man dort auch Italienisch verwenden kann; und das will keine Partei.“

Und was ist die Ursache dieser Kommunikationsprobleme? Roberto Batelli:

„Die großen Probleme bestehen daran, die Kader zu schaffen, die in Gericht und Schulen soweit Italienisch beherrschen, um die gesamten Rechte auch tatsächlich verwirklichen zu können. Um diese Kader hat man sich seit 10 Jahren nicht gekümmert.“

Negativ bewertet Batelli auch die wirtschaftliche Lage der Volksgruppe. Dies habe noch mit dem Erbe des Kommunismus zu tun, doch auch in den vergangenen 20 Jahren habe sich nicht viel geändert. Vom neuen Bürgermeister von Piran erwartet sich der Minderheitenvertreter zwar Unterstützung, doch Peter Bossmann könne nicht viel bewegen, weil die Gemeinde für Minderheitenrechte kaum zuständig ist.

Facebook Facebook