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Peter Bossmann neuer Bürgermeister von Piran

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Berichte Slowenien
Slowenien hat seit gestern den ersten schwarzen Bürgermeister in seiner Geschichte. Im zweiten Durchgang der Lokalwahlen siegte der in Ghana geborene Peter Bossmann knapp über den amtierenden Bürgermeister. Bossmann trat für die Sozialdemokraten an. Der Nachfahre eines niederländischen Händlers kam 1977 in der Zeit des kommunistischen Jugoslawien als Student nach Laibach. Bossmann wohnt seit mehr als 20 Jahren in der Gemeinde Piran ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Christian Wehrschütz berichtet:

Es war ein sehr knappes Rennen um das Amt des Bürgermeisters in der slowenischen Küstenstadt Piran. Nur etwa 200 Stimmen lagen schließlich zwischen Peter Bossmann und dem bisherigen Bürgermeister Tomas Gantar. Gering war nicht nur der Abstand, sondern auch die Wahlbeteiligung. Nur 44 Prozent der 15.000 Wähler stimmten ab, die Beteiligung war damit noch niedriger als im ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Trotzdem freute sich Peter Bossmann über seinen knappen Sieg sehr: Sein Hauptziel als Bürgermeister beschrieb er so:

„Ich werde die Gemeindeverwaltung anrufen und ihr sagen, dass die Gemeindeverwaltung wirklich ein Service für die Bürger wird. Das ist nötig, damit die Menschen Vertrauen in die Bürokratie bekommen.“

Bürgernähe will der praktische Arzt Peter Bossmann ganz groß schreiben. Zunächst muss der slowenische Obama, wie ihn die Presse tituliert, aber noch Koalitionsverhandlungen führen; denn im 25 Mitglieder zählenden Gemeinderat haben seine Sozialdemokraten keine absolute Mehrheit. Trotzdem wurde Bossmanns Sieg in der Presse groß gebracht. Die Tageszeitung Delo bezeichnete Bossmann als „slowenischen Star“ und Politologen sprachen von einem Beispiel gelungener Integration und von einem Sieg über Vorurteile. In der Realität macht eine Schwalbe aber noch keinen Sommer. Einwanderer aus Schwarzafrika und Ausländer sind in Slowenien kaum vorhanden, dafür gibt es aber etwa 2.000 Italiener als autochtone Minderheit. In Piran sind daher alle Aufschriften und auch die Wahlplakate zweisprachig. Trotzdem klagen die Italiener, dass vor Behörden und Gerichten Zweisprachigkeit de facto nicht existiere. Daran wird auch Peter Bossmann als Bürgermeister kaum etwas ändern können, weil für Minderheitenfragen vor allem der slowenische Staat zuständig ist.

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