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Möglicherweise bis zu 700 Tote im Massengrab bei Liescha

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Im slowenischen Grenzgebiet zu Bleiburg machten slowenische Historiker und Gerichtsmediziner jüngst eine erschreckende Entdeckung. Sie untersuchten ein Massengrab aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerechnet wurde mit 100 Opfern, doch nach der Untersuchung gehen die Experten nun von möglicherweise bis zu 700 Toten aus; dazu dürften auch etwa 50 Kärntner zählen, die nach Kriegsende von kommunistischen Partisanen verschleppt wurden. Insgesamt werden noch immer mehr als 100 Kärntner und 100 Steirer vermisst, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nach Jugoslawien verschleppt wurden. Aus Slowenien berichtet Christian Wehrschütz:

Ein Kreuz erinnert sein einigen Jahren an die Opfer, die Partisanen im Wald beim Dorf Liescha Mitte Mai 1945 ermordet haben. Sondiert wurde das Massengrab erst jetzt und dabei stießen die Experten bereits in einer Tiefe von 40 Zentimetern auf die ersten Leichen. Einige wurden durch Kopfschuss getötet, andere wurden offensichtlich einfach erschlagen. Zu den Tätern sagt Marjan Linasi, der Direktor des Bezirksmuseums von Slovenj Gradec, dem alten Windischgrätz:

"Namentlich bekannt sind 13 Täter, doch sicher ist, dass mehr daran beteiligt waren. Hier ist die Rede von Spezialeinheiten, die im Rahmen des Kärntner Bataillons für Volksverteidigung aufgestellt worden waren und die Aufgabe hatte, Säuberungen durchzuführen."

Die Täter sind bereits alle verstorben. Mitte Mai 1945 machten sie sich offensichtlich keine Mühe, ihre Morde zu verbergen, erzählt Benjamin Kumprej:

"Die Leichen waren nicht bedeckt, nur Geäst lag darüber, daher hat es im ganzen Tal gestunken. Doch später kamen zwei Einheimische, Vater und Sohn, die sie vergraben haben, aber nicht sehr tief."

Benjamin Kumprej lebt im Gehöft, das direkt beim Wald von Liescha liegt. Der 58-jährige hat einige Täter und Zeitzeugen noch selbst gekannt. Doch wer waren die Opfer? Mit großer Wahrscheinlichkeit dürften dazu etwa 50 Kärntner Verschleppte zählen. Sicher ist, dass nicht nur Männer ermordet wurden, erläutert in Laibach Marko Strovs, der im Arbeitsministerium für Kriegsgräber zuständig ist:

„Wir haben in Liescha auch weibliche Knochenteile gefunden und Stoffreste, die wahrscheinlich Frauenkleider gewesen sind."

In Slowenien sind mehr als 500 Massengräber verzeichnet; die Zahl der Toten wird auf 100.000 geschätzt. Sie wurden zwischen Mai und August 1945 ermordet. Der Opfer von Liescha wird jedes Jahr Ende Mai gedacht. Im Vorjahr nahm zum ersten Mal auch ein Vertreter der Kärntner Slowenen als dieser Feier teil.

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