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Weit mehr Opffer im Massengrab bei Lasko

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Berichte Slowenien
Vor etwas mehr als einem Jahr öffneten slowenische Historiker bei der Gemeinde Lasko das Massengrab aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach ersten Schätzungen gingen Gerichtsmediziner und Polizei davon aus, dass in dem Bergwerksstollen etwa 3.000 Personen ermordet worden sein könnten. Ein Jahr später haben die slowenischen Experten ihre Schätzungen nun mehr als verdoppeln müssen. Zu den Opfern der siegreichen kommunistischen Partisanen dürften vor allem Kroaten aber auch andere Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie Slowenen und Vertreter der deutschen Minderheit gehören. Aus Slowenien berichtet Christian Wehrschütz:

Im Stollen der „Heiligen Barbara“ bei Lasko arbeiteten Experten monatelang, um Schutt, Beton und Ziegel zu beseitigen, mit denen die kommunistischen Machthaber ihre Taten zu verbergen suchten. Doch seit dem März des Vorjahres sind nun Gerichtsmediziner am Zug; ihre Exhumierungen führten zur Revidierung der Opferzahl, erläutert in Laibach der Chefermittler der Kriminalpolizei, Pavel Jamnik:

„In zwei vertikalen Schächten, die gefüllt mit menschlichen Überresten sind, haben die Gerichtsmediziner Überreste in einem Abschnitt von fünf Metern Länge geborgen. Dabei geht es um mehr als 400 Personen. Nach groben Schätzungen dürften in diesem Bergwerk etwa 7.000 Personen ermordet worden sein.“

Die Zahl der Opfer in diesem Bergwerk, das auf Slowenisch Huda Jama, zu Deutsch „Schlimme Grube“ heißt, könnte aber sogar noch größer sein, betont Jamnik:

„Vor einigen Monaten hat die Bergwerksinspektion den Zugang zu einem Teil der Huda Jama verboten, weil er nicht sicher ist. Jetzt wird versucht, diese Gefahr zu beseitigen, damit man auch im zweiten Schacht feststellen kann, ob dort Leichen vorhanden sind. Sollte man auch dort menschliche Überreste feststellen, dann hieße das, dass es abgesehen von den geschätzten 7.000 Opfern noch einige Tausend Opfer mehr in dem Bergwerk geben würde.“

Verschaffen konnte sich die Polizei einen grundlegenden Überblick über den Anlauf der Massenmorde. Sie begannen nach Kriegsende und dauerten zwischen sechs und acht Wochen. Genauer erfasst sind 14 Tage, in denen slowenische Domobranzen aber auch Frauen aus dem Lager Teharje/Tüchern zum Stollen transportiert und ermordet wurden. Die Täter dürften zu Einheiten des sogenannten Korps der Volksverteidigung Jugoslawiens gehört haben. Diese Ermittlungen waren bisher aber wenig erfolgreich, erläutert Pavel Jamnik:

„Das Problem liegt darin, dass es über alle diese Morde nach dem 9. Mai 1945 keine Dokumente mehr gibt. In den Verhören wurden auch Personen bezeichnet, die etwas wissen oder die vielleicht die Morde befohlen haben könnten. Mit einigen dieser Leute haben wir gesprochen, doch sie geben nichts zu, was ihnen selbst schaden könnte.“

Jamnik glaubt, dass in Belgrader Archiven noch Dokumente liegen, die genauere Hinweise liefern könnten; doch Serbien hat bisher den Zugang zu den Archiven nicht gestattet. Bei den Opfern selbst wurden kaum persönliche Gegenstände gefunden. Das Wenige zeigt eine Ausstellung im Museum für Zeitgeschichte in Laibach. Dazu zählt ein Ring, den ein Opfer vor seiner Erschießung im Mund verbarg; gefunden wurde der Ring bei der Obduktion. Gefunden wurden auch relativ viele Schuhe sowie Frauenhaare. Belegt ist, dass nicht nur gefangene Soldaten ermordet wurden, obwohl Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren natürlich die größte Opfergruppe bilden.

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