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Turk zu Massengräbern und Verschleppten

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In Slowenien ist auf dem Gebiet der Stadt Lasko vor zwei Monaten ein Massengrab aus dem Zweiten Weltkrieg geöffnet worden. In dem Stollen könnten die Überreste von bis zu 4.000 Menschen sein, die von den siegreichen Tito-Partisanen unmittelbar nach Kriegsende ermordet wurden. Derzeit arbeiten Gerichtsmediziner an der Evidentierung der ersten 460 Opfer. Das Massengrab hat aber auch politisch massive Reaktion in Slowenien ausgelöst, allerdings nicht nur dort. Denn in Kärnten haben Partisanen unmittelbar nach Kriegsende 260 Personen verschleppt, in 130 kehrten nicht zurück. Über die Frage der Verschleppten und über das Massengrab und seine Folgen hat in Laibach Christian Wehrschütz mit Präsident Danilo Turk gesprochen, hier sein Bericht:

In Slowenien ist auf dem Gebiet der Stadt Lasko vor zwei Monaten ein Massengrab aus dem Zweiten Weltkrieg geöffnet worden. In dem Stollen könnten die Überreste von bis zu 4.000 Menschen sein, die von den siegreichen Tito-Partisanen unmittelbar nach Kriegsende ermordet wurden. Das Massengrab hat aber auch politisch massive Reaktion in Slowenien ausgelöst, allerdings nicht nur dort. Denn in Kärnten haben Partisanen unmittelbar nach Kriegsende 260 Personen verschleppt, in 130 kehrten nicht zurück. Über die Frage der Verschleppten und über das Massengrab und seine Folgen hat in Laibach Christian Wehrschütz mit Präsident Danilo Turk gesprochen, hier sein Bericht:

In gewisser Hinsicht durchzieht Slowenien auch heute noch die politische Teilung zwischen den Urenkeln der Tito-Partisanen und den Nachkommen des katholisch-nationalen Slowenien, das für die Kollaboration mit den italienischen und deutschen Besatzern verantwortlich gemacht wird. Dementsprechend gegensätzlich fielen auch die Reaktionen der politischen Lager aus, zumal nun wieder in Laibach eine Straße nach Jozip Broz Tito benannt werden soll. Staatspräsident Danilo Turk setzte sich mit einer zunächst zweideutigen Aussage ebenfalls massiver Kritik aus. Nun sagt Danilo Turk zu den Massenmorden unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs:

„Diese Morde sind ein Verbrechen und wir verurteilen sie. Und alles was mit diesem Verbrechen in Zusammenhang steht, muss man untersuchen. Ich möchte sagen, dass es auch sehr viele politische Abrechnungen gab, auch diese ideologischen Gesichtspunkte muss man sehen. In Europa war damals die politische Lage chaotisch, es kam zu vielen Racheakten und zu vielen verbrecherischen Taten, die vor allem Soldaten auf dem Rückzug aber auch die Zivilbevölkerung betrafen."

Und wie soll Slowenien nun auf die Öffnung des Massengrabes reagieren? Dazu sagt Turk:

"Heute stellen sich uns zwei Aufgaben: erstens müssen wir uns pietätvoll mit diesem Thema befassen; das darf nicht im Widerspruch steht zur gerichtsmedizinischen Untersuchungen und zur historischen Erörterung. Das gilt auch für die strafrechtliche Verfolgung der Personen, von denen festgestellt werden kann, dass sie für bestimmte Verbrechen verantwortlich waren. Zweitens ist es sehr wichtig, dass die Parteien die Geschichte nicht für ihre tagespoltischen Abrechnungen verwenden. Das erfordert eine Reife der gegenwärtigen Politiker. Die Politik muss die Geschichte verstehen, muss die Bedingungen für Untersuchungen garantieren; das gilt auch für die strafrechtliche Verfolgung.“

Dass es zu einer juristischen Verfolgung in Slowenien kommt ist fast auszuschließen; auch in Kärnten kam es nicht dazu, obwohl es bereits vor Jahrzehnten massive Hinweise gab. Doch unabhängig davon ist sich in Laibach Danilo Turk der Tatsache bewusst, dass das ungeklärte Schicksal vieler Verschleppter ein sehr sensibles Thema auch in Kärnten ist. Das Schicksal dieser Verschleppten könnte nun vielleicht zum Teil geklärt werden, nicht zuletzt auch durch eine Zusammenarbeit zwischen Wien, Klagenfurt und Laibach. Dazu sagt Staatspräsident Danilo Turk:

"Was die Zusammenarbeit zwischen Slowenien und Österreich betrifft, so ist sie ganz bestimmt möglich und natürlich. Natürlich führt Slowenien die Untersuchungen auf seinem Territorium selbst durch; andererseits sind die Wege für eine Kommunikation, Information und Absprachen offen, was alle Fragen diese Epoche betrifft."

An den Behörden und Regierungen in Österreich und Kärnten liegt es nun, Danilo Turk beim Wort zu nehmen und die Probe aufs Exempel zu machen.

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