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Mehrere Tausend Tote im Massengrab aus dem Zweiten Weltkrieg

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Berichte Slowenien
In Slowenien ist ein Massengrab aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Das Grab befindet sich in einem ehemaligen Bergwerk in der Nähe der Stadt Lasko südlich von Cilli. Untersuchende Historiker halten es für möglich, dass kommunistische Partisanen in dem Grab mehrere Tausende Gegner ermordet und verscharrt haben. Slowenische Historiker haben bereits etwa 600 Massengräber aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Schätzungen belaufen sich auf bis zu 100.000 Toten. Details über das Massengrab bei Lasko sind heute Vormittag bei einer Pressekonferenz in Laibach enthüllt worden. Für uns dabei war unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Mit Lasko verbinden nicht nur die Slowenen eigentlich die größte Brauerei des Landes, nicht aber den in der Umgebung der Stadt liegenden Schacht mit dem Namen Heilige Barbara. In diesem „Schlimme Grube“ genannten Bergwerk, wurde bereits 1990 ein Massengrab vermutet. Eine Kapelle an die möglichen Opfer wurde vor dem Eingang bereits damals errichtet, doch erst jetzt hat ein Untersuchungsteam aus Historikern, Gerichtsmedizinern, Polizisten und Richtern erste Gewissheit erlang. Die Grabungen dauerten insgesamt sieben Monate, denn die kommunistischen Täter gaben sich große Mühe, ihr Verbrechen zu verbergen. Dazu sagt in Laibach der Historiker Joze Dezman:

„ Es war nötig auf einer Länge von hundert Metern verschiedene Hindernisse zu überwinden. Dazu zählen Sperren aus Beton, Ziegeln, Lehm und Geröll. Insgesamt mussten 400 Kubikmeter Material ausgehoben werden. Gestern hat dann ein Untersuchungsteam bestehend aus Kriminalpolizisten, Untersuchungsrichtern und Vertretern des Sozialministeriums das Massengrab betreten. Der Ort ist schrecklich; zwei 45 Meter tiefe Höhlen sind voll mit Überresten von Skeletten. Im Zugangskanal zu den Höhlen sind mehr als 300 mumifizierte Leichen. Bestätigt ist, dass es ein Massengrab mit wahrscheinlich mehreren Tausend Opfern.“

Dezman betont, dass die Untersuchung des Massengrabes gerade erst begonnen hat und viel Zeit brauchen wird. Zur möglichen Herkunft der Opfer sagt Dezman:

„Unzweifelhaft zählen zu den Opfern slowenische Domobranzen, die aus dem Konzentrationslager Tiharje hierher gebracht wurden. Wahrscheinlich sind die Mehrzahl der Opfer Kroaten, Zivilisten und Soldaten; unzweifelhaft ist, dass auch Cetniks aus Serbien unter den Opfern sind und wahrscheinlich auch deutsche Soldaten. Es handelt sich somit um ein gemischte Gruppe.“

Die Morde dürften die siegreichen kommunistischen Partisanen Ende Mai oder Anfang Juni 1945 ausgeführt haben. Wie die Opfer umgebracht wurden, ist noch offen. Nach ersten Untersuchungen gehen Gerichtsmediziner jedenfalls davon aus, dass keineswegs alle erschossen wurden oder sofort tot waren. Viele Verwundete wurden somit lebendig eingemauert und starben qualvoll in den Stollen. Fest steht, dass in ganz Slowenien unmittelbar nach Kriegsende Massenmorde in enormem Ausmaß begonnen wurden. Opfer waren all jene, die vor den siegreichen Kommunisten flüchteten und sich bei Kriegsende in Slowenien aufhielten; teilweise wurde sie von den Briten auch aus Kärnten und der Steiermark ausgeliefert. Eine von der slowenischen Regierung eingesetzte Historiker-Kommission hat etwa 600 Massengräber identifiziert. Das größte ist bei Marburg in der ehemaligen Untersteiermark. Dort wurden in einem Panzergraben auf 70 Meter Länge 1200 entdeckt, doch noch weitere 900 Meter sind zu untersuchen. Sondierungen verliefen positiv, bis zu 15.000 Leichen könnten in dem Graben noch verscharrt sein.

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