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Porträt des slowenischen Ultranationalisten Zmago Jelincic

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Berichte Slowenien
In Slowenien hat der erste Durchgang der Präsidentenwahl am Sonntag mit einigen Überraschungen geendet. Dazu zählen das mit 28 Prozent mäßige Abschneiden des favorisierten konservativen Politikers Lojse Peterle und die Wahlbeteiligung; sie war mit 57 Prozent niedriger war als erwartet. Für viele noch unerwarteter kam das sehr gute Abschneiden des slowenischen Ultranationalisten Zmago Jelincic. Mit seinen 20 Prozent lag er nur recht knapp hinter dem Zweitplazierten Danilo Türk, einem sozialdemokratisch orientierten Bewerber; Türk erzielte etwas mehr als 24 Prozent. Jelincic ist Vorsitzender der SNS, der Slowenischen Nationalen Partei, seit 1991 Parlamentsabgeordneter, und für seine deftige Sprache bekannt. So bezeichnete er jüngst die Politiker in Kroatien wörtlich als Rindvieher. Mit Marko Jelincic hat in Ljubljana unser Korrespondent Christian Wehrschütz gesprochen; hier sein Bericht:

Bei der Parlamentswahl im Herbst 2004 gewann die SNS von Zmago Jelincic mehr als acht Prozent. Nun kam der 60-jährige gedrungene Mann mit schütterem Haar auf 20 Prozent. Dass Jelincic, ein ehemaliger Unternehmer, Balletttänzer und passionierter Parapsychologe weit populärer ist als seine Partei, zeigen regionale Ergebnisse noch klarer. So siegte Jelincic in der ehemaligen Untersteiermark mit 28 Prozent. Diese Gebiete sind auch die wirtschaftlichen Problemzonen Sloweniens:

„Mich wählen die Bürger, die meinen, dass es besser ist einen Politiker zu haben, der ihnen die Wahrheit ins Gesicht sagt; der für seine Heimat und für seine Leute kämpft, der nicht lügt oder Sand in die Augen streut und davon spricht, wie schön und richtig alles ist.“

… sagt Zmago Jelincic, der selbst mit der Waffe für die Unabhängigkeit Sloweniens gekämpft hat. Schuld an der Misere ist auch die EU:

„Slowenien wird in ein bis zwei Jahren kein Geld von der EU mehr bekommen. So wie wir im alten Jugoslawien für 18 Millionen Unterentwickelte bezahlen mussten, so werden wir jetzt für 200 Millionen Unterentwickelte in der EU bezahlen müssen, für Polen, Rumänien, Bulgarien usw.“

Der Euro ist für Jelincic ein Teuro; trotzdem lehnt er einen Austritt Sloweniens aus der EU ab; vielmehr soll sie im Grenzstreit mit Kroatien als Druckmittel dienen. Jelincic ist gegen den Beitritt Kroatiens zur EU und auch gegen jeden Minderheitenstatus für die insgesamt 200.000 Serben, Kroaten und Bosnjaken ab, die in Slowenien leben. Doch abgesehen von der EU-Kritik sind so manche Positionen, die Jelincic vertritt, auch in anderen Parteien zu finden. Vom rechten, national-konservativ-klerikalen Lager trennen Jelincic seine kritische Haltung zur Katholischen Kirche und seine Kritik an der Aufarbeitung der Verbrechen der Partisanen während des Zweiten Weltkriegs. Der slowenischen Linken wirft er Bereicherung und mangelnden Kampf für die Unabhängigkeit vor. Seinen weltanschaulichen Mix beschreibt er so:

„Was den Zweiten Weltkrieg und das Verhältnis zur Katholischen Kirche betrifft, so sind wir absolut links; in der Frage der wirtschaftlichen Entwicklung sind wir liberal; in der Sozialpolitik würde ich uns als Sozialkonservative beschreiben; doch schwierig ist es, uns in dem Augenblick zu positionieren.“

Bei der Parlamentswahl im Jahre 2009 will Jelincic mit seiner SNS die 10 Prozent-Marke überspringen. Für Koalitionen ist er offen, und es sind durchaus Konstellationen denkbar, die zu einer Regierungsbeteiligung führen könnten.

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