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Aufhebung von Urteil gegen Laibacher Bischof Gregoriji Rozman

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Berichte Slowenien
In Slowenien ist am Donnerstag ein weiterer Schritt zur Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit gesetzt worden. So hob der Oberster Gerichtshof nach 60 Jahren das Urteil gegen den früheren Ljubljaner Bischof Georgij Rozman auf. Rozman wurde 1946 in Abwesenheit zu 18 Jahren Haft verurteilt, verlor auf 10 Jahre seine bürgerlichen Rechte, sein Vermögen wurde beschlagnahmt. Rozman floh bei Kriegsende zunächst nach Österreich und 1948 in die USA, wo er 1959 starb. Der Oberste Gerichtshof begründete die Aufhebung des Urteils mit gravierenden Verfahrensmängeln. Der Prozess wird nun posthum neu aufgerollt. Gesellschaftspolitisch geht diese Entscheidung in Slowenien jedoch weit über die juristische Dimension hinaus, berichtet aus Laibach unser Korrespondent Christian Wehrschütz:

Die slowenische Gesellschaft ist durch zwei Lager geprägt; das eine ist das sozialdemokratische, liberale Lager, das aus den Kommunisten des alten Jugoslawien hervorgegangen ist. Das zweite Lager ist das konservative, katholische, nationale, das derzeit die Regierung stellt. Diese Bruchline zeigte sich auch bei den Reaktionen auf den Fall Rozman. So sagte der Vorsitzende des slowenischen Partisanenverbandes, ein neues Urteil gegen den früheren Bischof könne noch härter ausfallen, weil es neue belastende Dokumente gebe. Dagegen bewertete Erzbischof Alojz Urban das Urteil des Obersten Gerichtshofes als Entlastung für die Kirche nach einem langen ideologischen Krieg, der seit 1945 auf Initiative kommunistischer Ideologen und Historiker andauere. Für die Historkerin Tamara Griesser-Pecar, war das Verfahren gegen Rozman im Jahre 1946 ein Schauprozess:

„Es war ja ein Prozess gegen eine Gruppe; auch SS-General Erwin Rösenerwar in diesem Prozess verurteilt worden, der natürlich ein Verbrecher war, weil er viele Geißeln hat erschießen lassen. Die Anklagepunkte sind sehr pauschal, sie haben gemeinsam gemordet, geraubt, verraten, ohne dass man konkret etwas benannt hätte.“

Rozman habe während des Krieges massiv für Geißeln in den Handen der italienischen und deutschen Besatzer interveniert; die Anklagepunkte seinen nicht stichhaltig gewesen:

„Rozman hat man eine Loyalitätserklärung an den Duce vorgeworfen; es hat sich herausgestellt, dass diese Erklärung, die die Italiener veröffentlicht haben, eine Fälschung war, das war dem Gericht aber bekannt.“

Tamara Griesser-Pecar hat nicht nur eine Dokumentation über diesen Prozess oder ein Buch „Die Kirche auf der Anklagebank“ geschrieben. Sie hat im Museum für Zeitgeschichte in Laibach auch eine Ausstellung gestaltet; sie dokumentiert den Kampf der Tito-Kommunisten gegen die Kirche dokumentiert, der auch von der Justiz geführt wurde:

„Es gab nach dem Krieg etwas weniger als 1000 Priester in ganz Slowenien; und von Mai 1945 bis 1961 gab es 429 Verfahren; davon sind 339 verurteilt worden zu langen Gefängnisstrafen mit Zwangsarbeit. 73 haben Geldstrafen bekommen, und sehr wenige wurden freigesprochen.“

Für die Historikerin waren diese Prozesse eine Fortsetzung des Kampfes, der bereits im Zweiten Weltkrieg begann. So seien zwischen 1941 und 1945 47 Priester in Slowenien ermordet worden, 46 davon von den Tito-Partisanen

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