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Interview mit dem Laibacher Bürgermeister Zoran Jankovic

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Berichte Slowenien
In Slowenien führten Ende Oktober die Lokalwahlen in der Hauptstadt Ljubljana zu einem politischen Erdrutsch. Der ehemalige Chef des Handelsriesen Mercator, Zoran Jankovic, konnte als unabhängiger Kandidat bereits im ersten Durchgang das Amt des Bürgermeisters erringen. 63 Prozent der Bürger stimmten für Jankovic, der im 45 Sitze zählenden Gemeinderat mit 23 Mandaten auch die absolute Mehrheit erringen konnte. Jankovic ist ein klassischer politischer Quereinsteiger; den Weg in die Politik wählte er erst, als er unter aktiver Beteiligung der konservativen Regierung von Ministerpräsident Janez Jansa als Chef von Mercator abgelöst worden war. Sollte Jankovic als Bürgermeister erfolgreich sein, so trauen ihm viele Slowenen in den kommenden Jahren auch noch einen weiteren politischen Karrieresprung zu. In Ljubljana hat unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit Zoran Jankovic gesprochen und folgenden Bericht über Ljubljanas neuen Bürgermeister gestaltet:

Zoran Jankovic ist wohl der erste gebürtige Serbe, der je in Laibach zum Bürgermeister gewählt worden ist. Seine Kindheit verlebte er in einem kleinen Dorf bei Smederevo, wo Jankovic im Jänner 1953 geboren wurde. Seine Eltern übersiedelten nach Slowenien; in Laibach besuchte er Gymnasium und Universität absolvierte und betätigte sich bereits seit früher Jugend als Kleinunternehmer, auch um sein Studium zu finanzieren. Seine große Stunde kam als er im Oktober 1997 die angeschlagene Handelskette Mercator übernahm. Mit 15.000 Mitarbeitern und einem Marktanteil von 49 Prozent ist Mercator heute Marktführer in Slowenien und auch im ehemaligen Jugoslawien stark vertreten. Jankovic hat braune Haare, blaue Augen, ist klein, von leicht gedrungener Gestalt. Über seinen klaren Wahlsieg in Laibach sagt Jankovic:

„Die Bürger in Laibach hatten genug von politischen Floskeln und genug von Reden ohne Resultate. Gerade in den Gemeinden erwarten die Bürger konkrete Ergebnisse, und sie haben nicht nur mich, sondern auch in anderen Gemeinden Personen gewählt, von denen die Bürger glauben, dass sie das, was sie zusichern auch umsetzen.“

Sein detailliertes Programm für die Stadt enthält denn auch klare Fristen, für die Lösung der kommunalen Probleme. Zu den dringendsten zählen die Parkplatzmisere und der Bau neuer Wohnungen. 3.000 will Jankovic binnen vier Jahren bauen. Zwar hat das 270.000 Einwohner zählende Laibach ein Budget von 250 Millionen Euro; doch damit sind all die Vorhaben nicht zu finanzieren. Daher sagt der Bürgermeister:

„Zur Finanzierung aller nötigen Investitionen können wir auf vier Quellen zurückgreifen. Eine ist das Budget der Stadt; zweitens wollen wir alle Kosten in gemeindeeigenen Betrieben rationalisieren; drittens sind EU-Mittel zu nennen; denn wir wollen an der Ausschreibung von Projekten teilnehmen, die in die Zuständigkeit der EU fallen. Viertens wollen wir Projekte durch eine Partnerschaft zwischen Gemeinde und Firmen finanzieren.“

Der ehemalige Spitzenmanager will auch seine Stadt wie ein Wirtschaftsunternehmen führen. Daher will er die Mentalität der Stadtverwaltung ändern und auch ihr Arbeitstempo drastisch erhöhen. Zoran Jankovic:

„Baugenehmigungen sind ein großes Problem für Laibach, denn man wartet darauf fast zwei Jahre. Hier bereiten wir eine Geschäftsordnung für jene Dinge vor, für die unsere Stadt zuständig ist, um diese Frist auf acht Monate zu verkürzen. Doch hier ist es auch sehr wichtig, dass der Staat seine Verwaltung ändert, weil für einen Teil des Verfahrens der Staat zuständig ist.“

Zu den wenigen kommunalen Problemen, die international Beachtung fahnden, zählt der seit mehr als 30 Jahren umstrittene Bau einer Moschee. Etwa 50.000 Bürger moslemischen Glaubens leben in Slowenien; die meisten sind Bosnjaken und Albaner, die in den 70-iger Jahren in der Zeit des ehemaligen Jugoslawien eingewandert sind. Ihnen hat Jankovic ein 6.000 Quadratmeter großes Areal in der Nähe des Stadtzentrums vorgeschlagen. Die Reaktion von Mufti Nedzad Grabus war positiv. Verlaufen alle Verhandlungen und Genehmigungen zügig, könnte 2008 mit dem Bau der Moschee begonnen werden. Zu möglichen neuerlichen Protesten sagt Zoran Jankovic:

„Wenn Laibach eine europäische Stadt sein will, dann muss sie auch offen sein für alle Minderheiten und religiöse Gemeinschaften, die auch zur Entwicklung Ljubljanas und damit auch zur Entwicklung Sloweniens beitragen. Daher sehe ich keine Probleme und kein Verlangen nach irgendwelchen Protesten.“

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