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Slowenien ein Jahr in der EU

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Berichte Slowenien
Am ersten Mai des Vorjahres ist Slowenien der EU beigetreten. Beim Referendum im März 2003 stimmten 90 Prozent für den Beitritt, wobei jedoch nur 60 Prozent der Stimmberechtigten am Referendum teilnahmen. Zwei Jahre nach der Abstimmung und ein Jahr nach dem Beitritt ist eine klare Mehrheit der Slowenen mit der EU zufrieden. Bei Umfragen sagen 60 Prozent, dass Slowenien von der EU-Mitgliedschaft profitiert habe und auch die Zufriedenheit mit der persönlichen Lage und der Wirtschaftslage des Staates hat zugenommen. Unser Korrespondent Christian Wehrschütz war jüngst in Slowenien und hat folgenden Beitrag über die EU-Bilanz Sloweniens gestaltet:

Wie sehr sich Slowenien seit dem Zerfall Jugoslawiens vor 14 Jahren gewandelt hat macht ein Blick in die Handelstatistik deutlich. Bei der Unabhängigkeit im Jahre 1991 entfielen noch mehr als 60 Prozent des slowenischen Außenhandels auf die anderen jugoslawischen Teilrepubliken. Heute sind es nur mehr 18 Prozent und zwei Drittel seiner Güter exportiert Slowenien nun in die EU. Dieser Warenaustausch hat nach dem EU-Beitritt im Vorjahr stark zugenommen. Gegenüber 2003 stiegen die Ausfuhren in die EU in den ersten neun Monaten des Jahres 2004 um mehr als acht Prozent, die Importe aus der EU stiegen sogar um mehr als 15 Prozent. Doch es gibt auch noch andere positive Folgen des Beitritts, die der slowenische Wirtschaftsexperte Janez Sustarsic so beschreibt:

„Ein Erfolg ist die Senkung der Inflation, die sehr schnell erfolgt. Wir sind daher sehr gut unterwegs, was die Einführung des Euro im Jahre 2007 betrifft, und zwar ohne größere wirtschaftliche Erschütterungen. Der zweite Erfolg liegt darin, dass es trotz des EU-Beitritts zu keinen größeren Problemen gekommen ist. Was die Konkurrenzfähigkeit der Wirtschaft betrifft, fürchteten sich einige vor größeren Entlassungen und dazu kam es in Wirklichkeit nicht.“

So sank die Arbeitslosenrate von Dezember 2003 bis Dezember 2004 von 6,2 auf 5,8 Prozent und die Inflationsrate liegt derzeit bei 3,3 Prozent. Im kommenden Jahr soll dieser Wert auf 2,5 Prozent verringert werden, damit auch dieses Kriterium für die Einführung des Euro erfüllt wird. Slowenien ist bemüht, die Wirtschaftsbeziehungen auch mit den anderen neuen EU-Staaten zu stärken, baut aber auch konsequent seine Marktstellung im ehemaligen Jugoslawien weiter aus. So ist Kroatien der drittgrößte Abnehmer slowenischer Waren überhaupt und 60 Prozent aller slowenischen Auslandsinvestitionen entfallen auf das ehemalige Jugoslawien. Verstärkt hat der EU-Beitritt jedoch den Rationalisierungsdruck insgesamt, wobei vor allem Textil- und Lebens-mittelindustrie betroffen sind. Beide haben ihre geschützte Stellung verloren, und vom Wegfall aller Handelsschranken profitiert auch Österreich. Dazu sagt der österreichische Handelsattachee in Slowenien, Georg Krauchenberg:

„Wir haben 50 Prozent Steigerung bei Lebendvieh, wir haben 60 Prozent Steigerung bei Molkereierzeugnissen, 50 Prozent bei Getreideerzeugnissen, usw., Fleischprodukte, alles das ist angestiegen. Das ist natürlich ein Motor. Auf der anderen Seite haben die slowenischen Unternehmen den großen Vorteil, dass sie jetzt eben just in time, direkt ohne Verzögerungen an der Grenze verlässlich zuliefern können. Es interessieren sich zunehmend auch österreichische Unternehmen gewisse Produkte hier bearbeiten oder vorarbeiten zu lassen.“

So stiegen die österreichischen Exporte im Jahre 2004 um 26 Prozent auf fast zwei Milliarden Euro. Die Importe aus Slowenien legten sogar um 32 Prozent zu und erreichten mehr als eine Milliarde Euro. Slowenien ist damit mit seinen zwei Millionen Einwohnern bereits der zehnt-wichtigste Handelspartner Österreichs geworden.

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