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Slowenien und die EU

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Berichte Slowenien
Am 16. April wird Slowenien beim EU-Gipfeltreffen in Athen feierlich den Beitrittsvertrag zur Europäischen Union unterschreiben. Slowenien ist damit der erste Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien, der in die EU aufgenommen wird. Slowenien hat damit auch eine Vorbildfunktion für Kroatien, Bosnien, Serbien und Montenegro und Mazedonien, die diesen Weg ebenfalls gehen wollen. Slowenien sieht sich denn auch als Brücke zum Balkan und setzt bei dessen weiterer Stabilisierung auch auf die Zusammenarbeit mit Österreich. Darüber und über die künftige Rolle und das Selbstverständnis Sloweniens hat unser Südosteuropa-korrespondent Christian Wehrschütz mit Jelko Kacin, demVorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses im Parlament in Laibach gesprochen. Hier sein Bericht:

Der 48-jährige Jelko Kacin ist ein Politiker mit großer Erfahrung. In der Zeit des Unabhängig-keitskampfes war er für die Informationspolitik Sloweniens zuständig; weiters war er Infor-mations- und Verteidigungsminister. Seine lange Karriere ist auch ein Zeichen für die große politische Kontinuität des Landes, das in den vergangenen zehn Jahren durch Präsident Milan Kucan und Ministerpräsident Janez Drnovsek geprägt wurde. Diese Kontinuität gepaart mit dem klaren außenpolitischen Ziel der EU- und NATO-Integration führte dazu, daß Slowenien nach schwierigen Anfangsjahren ein erfolgreicher Kleinstaat ist, der 60 Prozent seines Waren-verkehrs mit der EU abwickelt. Zur Herausforderung, die die Kleinstaatenrolle mit sich bringt, sagt Jelko Kacin:

„Unsere Schlüsselbetriebe, die Fahnenträger unserer Wirtschaft exportieren bereits 90 Prozent ihrer Erzeugnisse. Die Verselbständigung Sloweniens führte zu einigen Dingen, die man be-rücksichtigen muß: Von einem Markt von 24 Millionen potentiellen Käufern wurden wir zu einem Markt von zwei Millionen, doch davon kann man nicht leben. Unsere Schlüsselfabri-ken arbeiten ein bis drei Wochen für die heimische Nachfrage und 11 Monate für den Export.“

Kacin sieht die Slowenen als praktisches Volk, das weiß, das es mit seinen Nachbarn gut aus-kommen muß. Die Zusammenarbeit mit Österreich bewertet er positiv, aber durchaus auf Ministerebene noch ausbaufähig. Doch auch die Zusammenarbeit mit Kärnten und der Steier-mark sei noch ausbaufähig. Doch dazu muß Slowenien selbst noch Regionen bilden, die als Ansprechpartner auftreten können. Jelko Kacin:

„Wir befassen uns sehr intensiv mit der Regionalisierung Sloweniens. Hier gibt es große Erwartungen, daß es wesentlich mehr Regionen geben wird als möglich ist. Ich komme aus Gorenjska und Oberkrain ist zweifellos eine Region für sich und ein Partner für Kärnten. Auch Stejerska ist kein Problem. Aber es gibt welche, die eine Region fordern, aber nur 60.000 Einwohner haben und das ist keine reale Erwartung. Viele Fonds in der EU rufen zur Realisierung auf, so daß hier Möglichkeiten warten. Doch die Bildung unserer Regionen wird nicht zufriedenstellend schnell erfolgen; ich denke, daß wir noch zwei Jahre brauchen werden, bis es zur Bildung dieser Regionen kommt.“

Nach dem EU-Beitritt sieht Jelko Kacin die Einführung des Euro, den Beitritt zum Schengen-Vertrag und die Heranführung des ehemaligen Jugoslawien an die EU als weitere außenpoliti-sche Ziele. Zur Zukunft Slowenins sagt Kacin:

„Slowenien bleibt auf der einen Seite eine stolze Nation, andererseits aber auch multikulturell, denn die junge Generation muß neben ihrer Muttersprache noch mindestens zwei Fremd-sprachen lernen. Wenn einem nach einer Stunde Fahrt mit dem Auto in welche Richtung auch immer seine Sprache nicht mehr hilft, ist man gezwungen Fremdsprachen zu lernen. Das ist ein großer Vorteil. Das wir sich für unseren wirtschaftlichen Fortschritt und Erfolg sicher bemerkbar machen. Slowenien muß überlegt handeln, schneller und überzeugender sein als alle anderen, damit es wirtschaftlich Fortschritte macht. Das ist eine Herausforderung für die folgende Generation.“
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