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Slowenien auf dem Weg zur EU

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Berichte Slowenien
Am 16. April wird Slowenien beim EU-Gipfeltreffen in Athen feierlich den Beitrittsvertrag zur Europäischen Union unterschreiben. Slowenien ist damit der erste Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien, der in die EU aufgenommen wird. Slowenien hat damit auch eine Vorbildfunktion für Kroatien, Bosnien, Serbien und Montenegro und Mazedonien, die diesen Weg ebenfalls gehen wollen. Slowenien sieht sich denn auch als Brücke zum Balkan und setzt bei dessen weiterer Stabilisierung auch auf die Zusammenarbeit mit Österreich. Doch der Weg Sloweniens in die EU war nicht leicht. Vor allem die ersten Jahre nach der Unabhängig-keit waren von hoher Inflation und Niedergang geprägt. Doch Fleiß, politische Geschlossen-heit und massive Auslandsinvestitionen auch aus Österreich, haben Slowenien zu einer Er-folgsgeschichte werden lassen, die unser Korrespondent Christian Wehrschütz nachgezeichnet hat:

Ende Juni 1991 proklamierte Präsident Milan Kucan die Unabhängigkeit Sloweniens. Der Feier folgte der Einmarsch der Jugoslawischen Volksarmee, die die Abspaltung zunächst nicht hinnehmen wollte. Der Krieg führte auch zum größten Einsatz des Bundesheeres an der Staatsgrenze, doch nach 10 Tagen war der Krieg vorbei; Mitte Juli zog die jugoslawische Armee aus Slowenien ab. Der Krieg und die Kriege in Kroatien und Bosnien führten in Slowenien zu einem breiten außenpolitischen Konsens auf dem Weg Richtung EU und NATO. Dieser Konsens bewirkte große politische Stabilität. Milan Kucan als Präsident und Janez Drnovsek als Regierungschef führten Slowenien mehr als zehn Jahre auch in die EU und die NATO. Beim Doppelreferendum Ende März stimmte eine klare Mehrheit für den Beitritt. In den kommenden Jahren sind die Übernahme des Euro und der Betritt zum Schengener Vertrag geplant, mit dem die Grenzkontrollen fallen sollen. Doch die Grenze zwischen Slowenien und Kroatien soll so kurz wie möglich eine Schengen-Außengrenze sein. Slowenien ist an der endgültigen Stabilisieung Kroatiens und an dessen Beitritt zur EU interessiert. Bis dahin muß auch der Streit um die Bucht von Piran beigelegt werden. Die Seegrenze ist noch nicht fixiert und auch der slowenische Zugang zur Adria ist noch umstritten. Weitgehend beigelegt ist der Konflikt um das Atomkraftwerk Krsko, dessen Bau gemeinsam finanziert wurde. Auch Sorgen Österreichs über die Sicherheit des Kraftwerks konnten weitgehend ausgeräumt werden. Die Beziehungen zwischen Wien und Laibach sind trotz mancher Debatten über die slowenische Minderheit in Kärnten gut und Österreich zählt zu den wichtigsten Investoren. Obwohl der Wegfall des jugoslawischen Marktes zunächst schwer zu verkraften war hat sich auch die slowenische Wirtschaft erstaunlich entwickelt.

Firmen wie der Haushaltsgeräte-Hersteller Gorenje exportieren nun 60 Prozent ihrer Waren in die EU. diese Zahl entspricht auch den slowenischen Gesamtexporten in die EU. Große Zuwächse haben Gorenje und andere Firmen in den vergangenen Jahren vor allem im ehemaligen Jugoslawien erzielt. Da Slowenien nach dem EU-Beitritt ein noch schärferer Wettbewerb bevorsteht, werden diese Märkte immer wichtiger. Sichtbares Zeichen dafür ist die Eröffnung des Einkaufszentrums der Mercator-Gruppe in Neubelgrad. Mercator hat mehr als 14.000 Mitarbeiter und will seine Marktanteile in Serbien, Kroatien und Bosnien kontinuierlich ausbauen.
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