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Nach 44 Jahren Grundstein für erste Moschee in Laibach

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Vor 44 Jahren, im Jahre 1969, also noch in der Zeit des kommunistischen Jugoslawien, stellten die Muslime in Laibach den ersten Antrag auf den Bau einer Moschee. Grund dafür war die steigende Zuwanderung von Bosniaken und Albanern nach Slowenien, die in dieser entwickeltsten jugoslawischen Teilrepublik Arbeit suchten. Dass die kommunistischen Machthaber Neubauten von religiösen Objekten nicht gerade positiv gegenüberstanden, verwundert nicht. Doch selbst noch nach der Unabhängigkeit Sloweniens im Jahre 1991 sollten 22 Jahre vergehen, ehe am Samstag vor einer Woche nun endlich der Grundstein für eine Moschee und ein islamisches Kulturzentrum in Laibach gelegt werden konnte. Denn groß waren die Widerstände sogar noch im Jahre 2004 als sogar der Versuch einer Volksabstimmung gegen diese Moschee in Laibach unternommen wurde, doch das Referendum wurde nicht zugelassen. Groß war daher am Samstag die Freude der Muslime bei der Grundsteinlegung, an der führende Vertreter Sloweniens und religiöse Vertreter der islamischen Glaubensgemeinschaft aus Bosnien und Herzegowina aber auch aus Österreich teilnahmen. Den Bau einer Moschee unterstützen auch alle anderen slowenischen Religionsgemeinschaften aber insbesondere der Laibacher Bürgermeister Zoran Jankovic, der alle Widerstände politischer und bürokratischer Natur überwand.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Laibach

Insert1: Nedzat Grabus, Mufti der islamischen Gemeinschaft in Slowenien

Insert2: Zoran Jankovic, Bürgermeister von Laibach

Insert3: Dr. Phil. Fuat Sanaç Präsident der IGGiÖ

Insert4: Alenka Bratusek, Ministerpräsidentin Sloweniens

Insert5: Bischof Andrej Glavan, Vorsitzender der slowenischen Bischofskonferenz

Gesamtlänge: 5’15

Auf diesem Areal in der Nähe des Stadtzentrums werden die Moschee und das islamische Kulturzentrum entstehen. Die Gebäude sollen bis zu 24 Meter und das Minarett 42 Meter hoch sein. Obwohl der Gesamtkomplex 21 Millionen Euro kosten wird, gibt es nur ein Plakat aber weder Modell noch Computeranimation, die das Projekt besser darstellen. Die beengten Verhältnisse beim Freitagsgebet zeigen jedenfalls, dass die Muslime in Slowenien eine Moschee wirklich dringend brauchen, die nun endlich gebaut wird:

„Glauben Sie mir – wenn ich die Baugenehmigung in Händen halte, kann ich noch immer nicht glauben, dass wir dieses Papier bekommen haben, auf das wir so viele Jahre gewartet haben. Für uns war das eine außerordentlich schwierige Zeit; zunächst hatten wir politische, dann rechtliche, finanzielle und bürokratische Probleme; sie alle haben wir mit den Jahren gelöst. Nun sind wir stolz und glücklich, dass die Institutionen ihre Pflicht erfüllt haben. Ich glaube dass auf das islamische Kulturzentrum nicht nur die Muslime, sondern die gesamte Gesellschaft stolz sein wird.“

Viele Jahre währte die Auseinandersetzung um die Moschee, viele Vorurteile galt es zu überwinden, doch nun sind auch die Laibacher mit dem Bau einverstanden:

Junger Mann:

„Ein Problem wäre es, wenn sie ihren Glauben verbreiten wollten, das würde mir nicht schmecken; ich kenn mich bei ihrer Religion und beim Ausdruck ihres Glaubens nicht so aus; wenn das friedlich und ruhig ist, habe ich nichts dagegen.“

Frau:

„Ich habe nichts dagegen; wenn alle Religionen ihre Kirche haben, warum sie nicht. So denke ich.“

Mann:

„Auch andere Völker haben Moscheen; vielleicht bin ich gegen das Minarett, weil das keine Zierde ist, wie uns alle überzeugen wollen. So sagt unser Bürgermeister, dass Slowenien multikulturelle ist, und das das eine Gelegenheit ist, das zu zeigen.“

Tatsächlich war es Bürgermeister Zoran Jankovic, der sich seit seiner ersten Wahl vor sieben Jahren intensiv für das islamische Kulturzentrum eingesetzt hat. Zu seinen Argumenten zählte der Hinweis, dass die Muslime viel zur Entwicklung von Laibach und Slowenien beitragen:

„Ich bin Atheist, doch ich bin überzeugt, dass jeder Gläubige seine Kirche haben muss, wo er seinen Glauben angemessen ausüben darf. Daher habe ich nie verstanden, dass man in Sporthallen beten musste, wo man in der einen Woche eine Hundeausstellung und in der anderen dann Gläubige hat. Am Beginn waren viele dagegen, doch dann haben wir einen guten Platz gefunden. Sehr wichtig ist, dass bei der Sitzung des Gemeinderates, wo wir die letzte Änderung für das Projekt vorgenommen haben, niemand mehr dagegen war.“

Die Grundsteinlegung für das Kulturzentrum wäre ohne Jankovic kaum möglich gewesen. Anwesend waren viele islamische Würdenträger aus dem ehemaligen Jugoslawien sowie ein Vertreter des Emirats von Qatar, das der größte Geldgeber des Projekts ist. Doch auch viele Tausende Muslime waren gekommen, um den lang ersehnten Tag zu feiern. Dazu zählte ein Vertreter aus Österreich:

„Das ist für mich auch ein fröhlicher Tag und ein glücklicher Tag; dass ich diesen Tag erlebt habe, dass hier vielleicht die größte Moschee in Europa gebaut wird; und ich hoffe, dass diese Normalität in jedem Land in Europa ihren Platz findet.“

Das offizielle Slowenien vertraten der ehemalige Staatspräsident Danilo Türk und Ministerpräsidentin Alenka Bratusek. Sie wertete die Grundsteinlegung als Absage an engstirniges Denken:

„Dieser Augenblick ist ein symbolischer Sieg über jede Intoleranz gegenüber Religionsgemeinschaften. Und ich hoffe auch über alle Formen fremdenfeindlicher Politik, deren Zeuge wir fast 20 Jahre lang waren.“

Eindeutig unterstützt hat das Projekt die Katholische Kirche; für sie nahm Andrej Glavan, der Vorsitzende der slowenischen Bischofskonferenz, am Festakt teil. Seiner Ansicht nach sind die Muslime gut in die slowenische Gesellschaft integriert:

„Die muslimischen Gemeinschaften neigen zur Abschottung wegen ihrer besonderen Kultur und Lebensweise. Eine größere Gefahr gibt es, wenn es zu einer größeren Konzentration kommt; doch bei uns sind sie auf ganz Slowenien verteilt, wobei natürlich die meisten Muslime in Laibach leben. Sie haben das Recht auf ihr Glaubenszentrum, weil das zu den grundlegenden Menschenrechten zählt. Wir haben uns darüber gefreut, obwohl wir gerne hätten, dass auch die Christen in islamischen Ländern dieselben Rechte und Freiheiten haben.“

Zwischen den Religionsgemeinschaften gibt es zwar keine enge Zusammenarbeit, aber doch gemeinsame Interessen. Dazu zählt der Widerstand gegen die geplante Besteuerung sakraler Objekte und von Gebäuden, die Kirchen gehören. Denn die Kassen Sloweniens sind leer; Geld soll daher auch von den Kirchen kommen, die vor dem Staat rechtlich gleichgestellt sind.

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