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Interview mit dem gewählten Präsidenten Danilo Türk

Fernsehen
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Berichte Slowenien
Am 23. Dezember tritt in Laibach der neue slowenische Präsident Danilo Turk sein Amt an. Turk ist Jurist und hat sich sehr intensiv mit Fragen der nationalen Minderheiten befasst. Im Zusammenhang mit der Frage der zweisprachigen Ortstafel in Südkärnten setzt Turk auf einen Dialog. Vor neuen Initiativen will sich Türk auf österreichischer Seite zunächst mit Bundespräsident Heinz Fischer, anderen Persönlichkeiten aber auch den Vertretern der Kärntner Slowenen beraten. Das kündigte Türk im Exklusiv-Interview mit unserem ORF-Korrespondenten Christian Wehrschütz an.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Laibach

Inserts: Danilo Türk, gewählter Präsident Sloweniens

Gesamtlänge: 2’36

Im Wahlkampf besuchte Danilo Turk in Slowenien auch ein Boxturnier; doch die harte Gangart zählt nicht zu seinen Charaktereigenschaften; Turk war lange Spitzendiplomat bei der UNO in New York: zuletzt lehrte er an Universität in der slowenischen Hauptstadt; in der Ortstafel-Frage plädiert er für einen rationalen Zugang. Die Lösung sollte jedenfalls nicht durch ein Verfassungsgesetz erfolgen:

„Das kann man auch anders lösen, mit einem einfachen Gesetz oder auf eine andere Weise, die aber für die Minderheit annehmbar sein muss. Und natürlich auch für die Mehrheitsbevölkerung, denn es sollte eine Konsenslösung gefunden werden. Wenn wir einen echten Fortschritt haben, dann ist die Form unwichtig.“

Die Lage der slowenischen Minderheit bewertet Turk so:

„Auch ich denke, dass sich die Dinge verbessert haben, dass die Lage gut ist, aber nicht völlig zufriedenstellend und perfekt. Hier gibt es noch etwas zu tun. Es geht um Fragen, die schon lange auf der Tagesordnung sind; daher ist es wichtig sich mit ihnen zu beschäftigen, ohne die Tatsache aus den Augen zu verlieren, dass die Lage gut ist, dass die Beziehungen zwischen slowenisch- und deutschsprachigen Menschen sehr gut sind, dass wir ein tiefes Verständnis und eine Wertschätzung haben, mit anderen Worten, wir haben politischen Bedingungen, die einen Fortschritt ermöglichen.“

Doch die Ortstafelfrage ist auch mit der Urangst vor territorialen Ansprüchen auf Südkärnten verbunden, die im 20. Jahrhundert zwei Mal sehr real waren:

„Ich verstehe, dass diese Urangst einst ein sehr wichtiger politischer Faktor war. Doch die Dinge haben sich sehr geändert. Slowenien ist heute ein unabhängiger Staat, Mitglied der EU; hier wird die Kommunikation ganz anders sein, denn die Grenzen sind abgeschafft. Und ich denke, dass all das, was diese Urangst einst geschürt hat, nicht mehr besteht.

Und welchen Beitrag kann Slowenien leisten, klagen doch die deutschen Altösterreicher über mangelnde Rechte und Unterstützung:

„Ich werde mich mit den Vertretern der Gotscheer Deutschen treffen, so bald es möglich ist, um zu sehen, wie man Fortschritte erzielen kann. Die Sorge um die Kultur ist wichtig auch für Slowenien insgesamt und seinen kulturellen Reichtum; dazu zähle ich den Beitrag der Gottscheer Deutschen; das ist auch wichtig für die Entwicklung des Vertrauens zwischen Österreich und Slowenien.“

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