× Logo Mobil

20250604 FJ7 serbische Waffen in die Ukraine Wehrschütz Mod

Radio
FJ7
Berichte Serbien


„Das Herz für Russland – die Waffen für die Ukraine“ – so lautet der Titel eines serbischen Online-Mediums über von Russland geleakten Informationen über massive Lieferungen von Munition aus der serbischen Rüstungsindustrie an die Ukraine. Derartige Lieferungen gab es bereits vor Kriegsbeginn, doch seit Februar 2022 soll Serbien Munition und Waffen im Wert von mehr als 800 Millionen Euro an die Ukraine geliefert haben, schätze jüngst die Tageszeitung „Financial Times“. Diese Lieferungen widersprechen nicht nur der selbst proklamierten Neutralität Serbien in diesem Krieg, sondern auch der immer wieder gepriesenen Freundschaft mit Russland. Aus Belgrad berichtet unser Balkan- und Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In den vergangenen Jahren gelang es der serbischen Führung Waffenlieferungen an die Ukraine als Einzelfall darzustellen, unter den Teppich zu kehren und dem öffentlichen Vergessen anheimfallen zu lassen. Diese Strategie unterlief Ende Mai die Pressestelle der Russischen-Auslandsaufklärung, die einen Text mit folgendem Titel veröffentlichte: „Die serbische Rüstungsindustrie versucht, Russland in den Rücken zu schießen.“ Beschuldigt werden in dem Text führende serbische Rüstungsfirmen, hunderttausende Stück Munition für Haubitzen und Raketensysteme über Drittstaaten wie Tschechien, Polen, Bulgarien oder afrikanische Länder in die Ukraine geliefert zu haben. Erhärtet wird diese Darstellung durch Recherchen serbischer Medien, die anhand öffentlich zugänglicher Geschäftsberichte feststellen konnten, in welch enormen Ausmaß die Einnahmen dieser Betriebe seit Kriegsbeginn vor mehr als drei Jahren gestiegen sind. Die Bedeutung dieser Waffenlieferungen erläutert in Belgrad gegenüber dem ORF der Militärpublizist Alexander Radic:

Alexander Radic 5'08'3 - Produktion für die Ukraine - 6'05'3
"Das wichtigste Produkt, das ist die Artilleriegranate des Kalibers 122 für den Raketenwerfer "Grad", und da gibt es ein wichtiges technisches Detail. Nur Serbien hat eine Serienproduktion dieser Rakete mit einer doppelt so großen Reichweite wie üblich. Üblich sind etwas mehr als 20 Kilometer, doch Serbien hat eine Technologie, die eine Reichweite von 40 Kilometer ermöglicht."

Doch diese Waffenlieferungen haben auch eine geopolitische Dimension, erläutert Alexander Radic:

18'21'2 - Vucic Balance zwischen West Ost - 18'48'3
"Für Präsident Alexander Vucic ist die Lieferung von Waffen an die Ukraine eine der wenigen, möglichen Empfehlungen gegenüber dem Westen. Denn politisch hat Serbien nicht viel zu bieten; wenn aber Washington der Ansicht ist, dass die Lieferung von Waffen mit einem kritischen Kaliber an die Ukraine Vorrang hat, und wenn das Serbien sogar stärker macht als viele NATO-Mitglieder, dann ist das eine wertvolle Empfehlung gegenüber dem Westen."

Alexander Vucic dementierte die Waffenlieferungen bestenfalls halbherzig. Serben werde künftig stärker auf die Endnutzer-Zertifikate achten, sagte er. Die Stellungnahme des russischen Nachrichtendienstes kann wohl als Warnung interpretiert werden, den Bogen nicht zu überspannen, denn Russland profitiert in Serbien auch davon, dass das Balkanland trotz starkem Druck aus der EU keine Sanktionen verhängt hat.

Facebook Facebook