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Serbien und die Impfung von Ausländern

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien

Es war in den meisten Fällen eine simple SMS, die am vergangenen Wochenende einen massiven Ansturm von Ausländern auf die Corona-Impfstationen in Belgrad und Nis auslöste. Wie ein Beispiel zeigt, war die Information war lapidar: „Die Impfung gegen COVID19 mit AstraZeneca erfolgt am 27.03 von 09:20h in der Straße der Spanischen Kämpfer 74a, in Neubelgrad. Jhre e Uprava.“ Im konkreten Fall traf die SMS erst um 16 Uhr 30, also keine 24 Stunden vor dem Impftermin ein, sodass eine Teilnahme wegen der Anreise aus dem Ausland nicht möglich war.

Trotzdem nutzen nach Angaben der serbischen Ministerpräsidentin Ana Brnabic etwa 22.000 Ausländer die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Zwar erfolgte keine statistische Aufschlüsselung nach der Nationalität, doch die meisten Personen dürften aus Bosnien und Herzegowina sowie aus Nordmazedonien gekommen sein. Impfen ließ sich aber auch eine Stewardess der albanischen Fluglinie, die in Uniform zum Termin erschien. Ana Brnabic begründete die Möglichkeit für Ausländer ohne Wohnsitz in Serbien damit, dass Serbien ansonsten 20.000 bis 25.000 Dosen AstraZeneca hätte vernichten müssen. Trotzdem übten auch einige Vertreter der Ärzte Kritik daran, dass auch Ausländer die Möglichkeit gehabt hätten, sich gratis immunisieren zu lassen. 10.000 Dosen stellte auch die serbische Handelskammer für Unternehmer aus der Region bereit, die mit Serbien zusammenarbeiten. Nach Angaben der Wirtschaftskammer haben sich 8.500 Vertreter von Firmen angemeldet.

Nach den vielen negativen Meldungen über dieses Serum ist seine Akzeptanz offenbar auch unter der serbischen Bevölkerung stark gesunken; sie kann bei der elektronischen Anmeldung unter vier Impfstoffen frei wählen; dies sind Pfizer, Sinopharm aus China, Sputnik aus Russland und eben AstraZeneca. Nach Angaben des Leiters der serbischen E-Verwaltungsbehörde, Mihailo Jovanovic, ist es 40 Prozent der Impfwilligen egal, welches Serum ihnen gespritzt wird. Jovanovic wies auch den Vorwurf der Begünstigung von Ausländern zurück; im selben Zeitraum seien auch mehr als 28.000 Serben geimpft worden, sagte er. Zurückgewiesen hat Belgrad auch Gerüchte, es gäbe einen regelrechten Impf-Tourismus von Ausländern nach Serbien.

Serbien liegt bei der Immunisierung gegen das Corona-Virus ganz vorne in Europa. Seit Beginn der Aktion im Jänner und bis Ende März bekamen bereits 1,4 Millionen Bürger die erste und mehr als eine Million bereits die zweite Dosis. Ziel der Regierung ist es, dass bis Ende Juni 2,5 Millionen Bürger auch bereits die zweite Spritze bekommen haben. Ob dieser Plan aufgeht, wird auch von der Impfbereitschaft der Bevölkerung abhängen, denn Widerstand dagegen gibt es auch in Serbien. Trotz der unzweifelhaften Erfolge bei den Impfungen hat das Balkan-Land aber ebenfalls Probleme mit dem Virus. Ende März waren mehr als 7.300 Personen in Spitälern, knapp 300 mussten künstliche beatmet werden. Mehr als 600.000 Corona-Fälle wurden seit Beginn der Pandemie registriert, etwa die Hälfte der sieben Millionen Einwohner wurden getestet. Im Kampf gegen das Virus liegt Serbien am Balkan eindeutig in Führung; symbolische Mengen an Impfstoff hat die Führung in Belgrad auch einigen Nachbarstaaten geschenkt; außerdem wurden das medizinische Personal im serbischen Landesteil von Bosnien mit Sera aus Belgrad geimpft.

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