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Chinesische Polizisten in Serbien im Einsatz

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Berichte Serbien

In Serbien spielt die Volksrepublik China als Wirtschaftsfaktor eine zunehmend große Rolle. Doch Belgrad wirbt nicht nur um Investitionen, sondern auch um chinesische Touristen, die verstärkt in dieses Balkan-Land kommen, seit Serbien die Visapflicht vor knapp drei abgeschafft hat. Aus diesem Grund waren heuer zum ersten Mal von Mitte September bis Mitte Oktober auch sechs Polizisten aus China gemeinsam auf Patrouille mit serbischen Polizisten. Eingesetzt wurden diese Patrouillen in Belgrad, Novi Sad und Smederevo, wo China das größte Stahlwerk des Landes gekauft hat. In Serbien waren diese Polizisten auch eine Attraktion für Touristen und heimische Bevölkerung, die sich gerne mit den chinesischen Polizisten fotografieren ließ; Eine dieser Patrouillen hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz begleitet, hier sein Bericht:

Es ist noch immer ein überraschender Anblick, wenn chinesische Polizisten mit ihren serbischen Kollegen durch Belgrad patrouillieren; daher sind die Chinesen noch immer ein begehrtes Objekt für Selfie-Jäger. Die Polizisten sind unbewaffnet und haben auch keine Amtsgewalt. Mehr als 100.000 Chinesen besuchten heuer bereits Serbien; die meisten sprechen kein Englisch, erläutert die Belgrader Polizistin Irena Jovanovic:

„Die gemeinsamen Patrouillen sind sehr wichtig für uns, weil wir dadurch die Sprachbarrieren überwinden können. Es gibt wirklich viele chinesische Touristen, und wir verstehen sie nicht, wenn sie Probleme haben.“

Die Probleme, die es galt es zu lösen, erläutert der 36-jährige chinesische Polizist Yin Jao:

„Manche haben ihren Pass oder ihre Geldbörse verloren, oder man hat uns nach dem Weg zu Sehenswürdigkeiten gefragt.“

Die chinesische Präsenz ist vielfältig. Seit Jahrzehnten verkaufen Händler in Neubelgrad Billigwaren aller Art. Doch das Klischee, das hier noch verkörpert wird, ist bereits die Ausnahme. China investiert massiv in die Infrastruktur, etwa in den Ausbau der Eisenbahnlinie von Belgrad nach Budapest, die auf serbischer Seite bereits gebaut wird. Gekauft haben Firmen aus China nicht nur das Stahlwerk in Smederevo, das 5000 Mitarbeiter beschäftigt, sondern auch andere wichtige Betriebe. Den auch aus der EU zu hörenden Vorwurf der Bevorzugung chinesischer Firmen weist der serbische Finanzminister Sinisa Mali zurück:

„Bei Stahlwerk in Smederevo gab es nur einen chinesischen Bieter, bei Kupferbergwerk RTB-Bor gab es auch einen russischen Bieter, doch das Angebot der Chinesen war besser. Niemand hindert Firmen aus Westeuropa, an unseren Ausschreibungen teilzunehmen. Diesbezüglich kenne ich Einwände aus der EU, doch konkrete Beispiele gibt es nicht weil beide Ausschreibungen transparent und objektiv waren.“

Wirtschaftlich ist die EU aber weiterhin der wichtigste Partner Serbiens. 70 Prozent des Handelsvolumens entfallen auf die EU, mit China sind es weniger als acht Prozent. Dazu sagt der Präsident der serbischen Wirtschaftskammer Marko Cades:

„Was die Investitionen betrifft, so haben seit dem Jahr 2010 chinesische Firmen in Serbien zwischen 500 und 600 Millionen Euro investiert, während Länder der EU 14,6 Milliarden Euro investiert haben. Allein im Jahre 2018 hat China aber in Österreich 820 Millionen Euro investiert. Somit hat China in einem Jahr mehr in Österreich investiert als in neun Jahren in Serbien.“

Hinzu kommen allerdings auch massive chinesische Investitionszusagen und die Übernahme von Altschulden durch chinesische Investoren, die den chinesischen Anteil vergrößern.

Auch das Interesse an der chinesischen Sprache wächst bisher nur in geringem Ausmaß. Angeboten wird der Unterricht an zwei Gymnasien. In das Philologische Gymnasium in Belgrad kommt einmal pro Woche auch eine Lektorin des Konfuzius-Instituts. Hinzu kommen Kurse, die das Institut an Grund- und Mittelschulen organisiert. Klar sichtbar ist aber, dass der Einfluss Chinas in Serbien zunimmt, denn auch das größte chinesische Kulturzentrum in Südosteuropa wird derzeit in Belgrad gebaut.

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