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Sommer in Belgrad

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Berichte Serbien

Ebenso wie Österreich leidet auch Serbien im Sommer derzeit unter enormen Temperaturschwankungen. So lagen die Temperaturen in Belgrad im Monat August zwischen 21 Grad Celsius und dem bisherigen Höchstwert von 38 Grad. Zum Glück der Bewohner liegt Belgrad an der Mündung von Donau und Save. Vor allem die Inseln in der Save dienen den Belgradern als Ort der Abkühlung und Erholung. Das größte Ereignis des Sommers ist aber das fünftägige Musikfestival „Beerfest“, das 500.000 Touristen nach Belgrad strömen lässt. Ein Sommerporträt von unserem Balkan-Korrespondenten Christian Wehrschütz

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad

Insert1: Metodije Karadjov, Eigentümer eines Pfahlbaus auf der Ada Medjica

Insert2: Dan Tana, Präsident der Vereinigung Ada Medica

Insert3: Dan Tana, Präsident der Vereinigung Ada Medica

Insert4: Ida Prester, Sprecherin des Festivals „Beerfest“

Insert5: Bratislav Simic, Retasurant „Vinogradi“ in Grotzka

Gesamtlänge:

Die Ada Ziganlja ist das Belgrader Pendant zum Wiener Gänsehäufl. Sie liegt an der Save, die dann beim Kalgemegdan in die Donau mündet. Im Sommer bevölkern die Insel an Werktagen etwa 100.000 Serben, an Wochenenden sogar 300.000. Die Halbinsel dient nicht nur der Abkühlung, sondern ermöglicht vielerlei Freizeitaktivitäten für alle Altersgruppen.

Ein Erholungsort besonderer Art ist die Ada Medjica, die neben der Ada Ziganlja ebenfalls an der Save liegt. Erreichbar ist sie nur mit einem Boot, das alle 30 Minuten fährt. Am Ufer der Insel gibt es 200 Häuschen mit durchaus sehr unterschiedlicher Ausstattung. Neubauten sind verboten. Das Besondere sind aber die Pfahlbauten auf der Insel. Grund für die Bauweise sind die Überschwemmungen im Frühling und im Herbst. Daher gibt es auch keine Stromleitungen. Im Sommer wohnen hier viele Eigentümer fast dauerhaft:

„Das letzte Mal war ich vor etwa sieben Jahren am Meer. Ich habe kein großes Verlangen danach. Das ist eine Oase, nur sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.“

Präsident der Vereinigung Ada Medjica ist ein 86-jähriger Serbe mit einer außergewöhnlichen Biographie. Dan Tana war 50 Jahre Eigentümer des gleichnamigen italienischen Restaurants am Santa Monica-Boulevard in Hollywood. Alle Filmgrößen der Traumfabrik waren seine Gäste. Die Vereinigung der Insel leitet er seit sieben Jahren:

„Es dauerte zwei Jahre, bis wir den Wald gereinigt hatten. Wir haben bis jetzt 3500 Setzlinge gepflanzt und auch eine Trinkwasserversorgung gebaut, die es hier 37 Jahre nicht gab. Hier ist alles unmöglich, solange nicht jemand etwas übernimmt.“

Haben Sie eine Lieblingszeit auf der Insel?

„Für mich sind alle 12 Monate schön. Wenn es in Belgrad schneit, komme ich hierher heize den Ofen ein, und erfreue mich an den Vögeln und den Tieren.“

Jeden August ist die Insel auch Schauplatz des Schwimm-Marathons. Je nach Fitness stehen drei Distanzen zur Auswahl, von 1.250 bis 5.000 Metern. 150 Schwimmer nahmen heuer am Wettkampf teil.

Das größte Ereignis des Sommers ist das Musik-Festival Beerfest. In fünf Tagen treten mehr als 120 Gruppen aus dem gesamten ehemaligen Jugoslawien auf. Mehr als 400 Sorten Bier werden ausgeschenkt; auch viele kleine Brauereien präsentieren sich hier. Für Belgrad und Serbien ist das Fest ein enormer Werbeträger:

„Das ist ein touristisches Wunder und das Symbol Belgrads. Das Beerfest ist das wichtigste touristische Ereignis; binnen fünf Tagen besuchen Belgrad mehr als 500.000 Touristen.“

Ganz besonders lieben die Belgrader und die Serben auch gutes Essen in gemütlicher Atmosphäre. Das Restaurant „Vinogradi“ in Grozka, zehn Kilometer von Belgrad entfernt, bietet serbische Küche vom feinsten. Vinogradi war auch das Restaurant, in dem der jugoslawische Diktator Josip Broz Tito ganz besondere Gäste bewirtete. Dazu zählten die drei Astronauten der Apollo 11-Mission, die vor 50 Jahren auf dem Mond landete.

„Wir bieten Spezialitäten, die aus den 60iger Jahren des 20. Jahrhunderts stammen. Diese alten Rezepte haben wir wiederbelebt; dazu zählen etwa „Hühnchen-Sophia Loren“, die berühmten gratinierten Palatschinken, die Tito gegessen hat. Sie gibt es im Originalrezept nur hier. Hinzu kommt der Fruchtbecher „Armstrong“, benannt nach Neil Armstrong, dem ersten Menschen am Mond, der das Restaurant im Herbst 1969 besucht hat. Generell ist aber die serbische Küche die Identität dieses Restaurants.“

Neil Armstrong wird der Satz zugeschrieben, dass der Ausblick von hier schöner sei als vom Mond. Ob das stimmt, lässt sich nicht überprüfen. Sicher ist aber, dass die Belgrader verstehen, dass Leben zu genießen, und das nicht nur im Sommer.

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