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Seselj bekommt zehn Jahre und bleibt frei

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Berichte Serbien

In Den Haag hat das Tribunal für das frühere Jugoslawien den serbischen Ultranationalisten Vojislav Seselj in zweiter Instanz zu 10 Jahren Haft verurteilt. Die erste Instanz hatte Seselj im März 2016 freigesprochen; Seselj bleibt auch in Freiheit, weil er bereits 12 Jahre in Den Haag in U-Haft gesessen hat; es berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Das Berufungsgericht in Den Haag fand Vojislav Seselj in drei von neun Anklagepunkten für schuldig. Diese drei Punkte betreffen die Verfolgung, die Vertreibung und die Ermutigung zur Vertreibung der kroatischen Minderheit in Serbien zu Beginn des blutigen Zerfalls des ehemaligen Jugoslawien. Seselj hatte im Mai 1992 in der serbischen Provinz Vojvodina eine Liste mit 17 Kroaten verlesen, die sofort aus Serbien zu vertreiben seien. Dieser Aufruf gilt als Beginn der Vertreibung von Kroaten aus dem Ort Hrtkovici, in dem vor dem Krieg eine kroatische Mehrheit lebte. Persönliche Folgen hat das Urteil für Seselj nicht, weil er bis zum Urteil erster Instanz bereits 12 Jahre in Den Haag gesessen hatte, und diese Haft auf die Strafe angerechnet wird. Diese enorm lange Verfahrensdauer hat das Haager Tribunal in Serbien ebenfalls diskreditiert. Seselj war bei der Urteilsverlesung nicht in Den Haag, sondern in Belgrad.

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