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Serbien wird zum Warteraum von Migranten

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Berichte Serbien
Vor einem Jahr wurde die Balkanroute für Flüchtlinge und Migranten offiziell geschlossen. Der Zustrom ließ sehr stark nach, doch natürlich gibt es Menschenschmuggel weiterhin. Drastisch geändert hat sich aber auch die Lage vor allem im ehemaligen Jugoslawien, die bis zur Schließung nur Transitländer waren. Am krassesten sind die Unterschiede zwischen Kroatien und Serbien. So war Kroatien bereit, 1.500 Migranten aus der EU aufzunehmen, doch bisher waren nur 20 bereit, in das EU-Land an der Adria zu kommen. Dagegen wird Serbien immer mehr zum Wartesaal für Migranten; derzeit sind fast 8.000 Personen in Serbien, ihre Zahl hat sich binnen Jahresfrist somit mehr als verfünffacht. Über die Lage in Serbien berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:



Von den knapp 8.000 Flüchtlingen und Migranten leben mehr als 80 Prozent in den 17 Aufnahmelagern in Serbien, der Rest lebt in privaten Unterkünften. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der UNO stammen mehr als 50 Prozent aus Afghanistan, 20 Prozent aus dem Irak und nur mehr 9 Prozent aus Syrien. Die übrigen 20 Prozent verteilen sich auf etwa sieben andere Nationen. Drastisch gestiegen ist die Verweildauer in Serbien – von wenigen Stunden vor der Schließung der Balkan-Route auf schon auch mehr als fünf Monate. Somit stellt sich für Kinder auch die Frage des Schulbesuchs; dazu sagt die Pressesprecherin des UNHCR in Belgrad, Mirjana Milenkovski:



"Wir arbeiten mit dem Unterrichtsministerium daran, die Kinder schrittweise in das Bildungssystem zu integrieren. Ein positives Beispiel gibt es aus einem Aufnahmezentrum in der Umgebung von Belgrad. Dort besuchen bereits 50 Kinder drei Schulen, lernen langsam die Sprache, damit sie sich eingewöhnen. Das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn wir haben etwa 3.000 Kinder im schulpflichtigen Alter."



Hält der Zustrom nach Serbien über die Nachbarstaaten an, könnte die Zahl der Migranten auf 13.000 bis Jahresende steigen. Daher versucht Serbien den Zustrom zu stoppen. Mehr als 2000 Soldaten und Polizisten sind an den Grenzen zu Montenegro, Mazedonien und Bulgarien im Einsatz. An der 320 Kilometer langen Grenze zu Bulgarien versehen seit Jänner auch 20 österreichische Polizisten Dienst. Sie haben geländegängige Fahrzeuge und eine Wärmebildkamera, denn technisch sind die Serben trotz internationaler Hilfe schlecht ausgestattet. 120 Kilometer haben die Österreicher zu überwachen; natürliche Hindernisse sind rar, trotz einer Seehöhe von bis zu 2000 Metern; dazu sagt der Kommandant der Österreicher, Chefinspektor Edwin Probst:



„Die Unwegsamkeit bietet natürlich der illegalen Migration sehr viele Möglichkeiten auf Fußpfaden, Schleichpfaden die Grenze zu überqueren. Deshalb sind wir mobil unterwegs, auf Fußstreifen unterwegs; und die Kontrolldichte ist sehr, sehr hoch.“



Gering war der Andrang im Winter; nun dürfte er wieder ansteigen. Seite Juli 2016 haben serbische Streitkräfte und Polizei 20.000 Migranten an den Grenzen aufgegriffen; 19.000 kehrten um, um sich nicht registrieren zu lassen. 1.500 wurden an die Behörden übergeben. Das spricht auch für die Erfolge der Schlepper; denn seit Juli des Vorjahres stieg die Zahl der Migranten in Serbien von 2.000 auf fast 8.000 an.





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