Russische Zuwanderung nach Serbien
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Berichte Serbien
In Serbien wachsen seit einigen Jahren nicht nur spürbar die Sympathien für Russland. Deutlich zugenommen hat auch die Einwanderung der Russen nach Serbien. Ihre Zahl wird auf etwa 20.000 geschätzt; genaue Angaben fehlen, weil Russen für Serbien kein Visum brauchen, so dass die Dunkelziffer hoch ist. Zu den Einwandern zählen Pensionisten, die ihre Wohnungen in großen russischen Städten vermietet haben und nun in Belgrad billiger und besser leben können. Doch auch Familien mit Kindern siedeln sich verstärkt in Serbien an. Geschätzt werden die Kleinheit der Städte und die größere Sicherheit für Kinder. Neben Belgrad ist vor allem Novi Sad im Norden Serbiens ein Zentrum der russischen Einwanderung:
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Serbien
Marina Galogaza, Organisatorin der russischen Gemeinde in Novi Sad
Marina Galogaza, Organisatorin der russischen Gemeinde in Novi Sad
Suzana Ilic, Schuldirektorin in Novi Sad
Julia, russische Mutter zweier Kinder in Novi Sad
Gesamtlänge: 2’36
Novi Sad, die Provinzhauptstadt der Vojvodina, ist ein Zentrum der russischen Einwanderung in Serbien. In einem Vorort der Stadt mit wunderschönem Blick auf die Donau wohnt Marina Galogaza; ihren Mann Milan lernte sie 1992 in Moskau kennen. Das russisch-serbische Paar hat zwei erwachsene Kinder. Marina ist in Serbien kein Einzelfall:
„Eine große Gruppe kam in den 90iger Jahren; das waren vor allem Frauen, die Serben geheiratet haben. Die letzte große Welle fand in den vergangenen fünf Jahren statt; das waren russische Familien mit kleinen Kindern oder Pensionisten. Den Familien gefallen das Klima, die gute Ausbildung, die Nähe zu Europa und die Sicherheit. Das sind Faktoren, die Serbien anziehend machen.“
Und was gefällt insbesondere an Novi Sad, das etwa so groß ist wie Graz?
„Novi Sad ist eine ruhige Stadt, wo alles nach österreichischem Modell geordnet ist. Diese österreichische Ordnung fühlt man hier zwar nicht wörtlich, aber als Lebensart. Wenn man sagt, dass in Belgrad und Serbien alles langsam abläuft, dann gilt für Novi Sad das Wort laaaangsaaaam.“
Über Facebook ist Marina die treibende Kraft der russischen Gemeinschaft. Im Gebäude des Energiekonzerns NIS, der der russischen Gazprom gehört, treffen sich Russen regelmäßig. Diese Gruppe spielt Theater und probt für eine Aufführung für das russische Neujahr. Die Einwanderung und die steigende Popularität Russlands führen zu steigender Nachfrage nach Russisch in den Schulen. Dazu zählen Klassen mit zweisprachigem Unterricht in Serbisch und Russisch. Die Näher der beiden slawischen Sprachen erleichtert das Lernen sehr:
„Zu Beginn bestanden Befürchtungen, wie schnell Kinder ohne Vorkenntnisse die Sprache lernen würden. Doch nach einem Monat konnten die Eltern nicht glauben, mit welcher Schnelligkeit die Kinder lernten.“
Novi Sad hat aber noch andere Vorteile:
„Die Kinder leben freier und sicherer als in den großen; russischen Städten. Meine Kinder schaffen es hier Sport zu treiben und zu lernen; es bleibt viel Energie für viele Dinge. Für die Kindererziehung sind die Bedingungen hier besser.“
Hinzu kommen die großen Sympathien vieler Serbien für Russland. Seine Bürger haben hier keinerlei Kritik zu befürchten, mit der Russen wegen der Politik Moskaus in anderen Ländern Europas konfrontiert sein können.