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Das Krankenhaus von Valjevo im Ersten Weltkrieg

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Das Krankenaus der zentralserbischen Stadt Valjevo ist ein wenig bekanntes aber trotzdem herausragendes Beispiel für Massensterben und Menschlichkeit um die Jahreswende 1914/15 im Ersten Weltkrieg. Ende 1914 wechselte die Stadt binnen weniger Wochen zwei Mal den Besitzer. Als die Serben nach der Niederlage der Österreicher bei der Schlacht an der Kolubara Serbien räumen mussten, brach in der völlig überfüllten Stadt eine Fleckenfieber-Epidemie aus. Mit diesen Ereignissen und ihren Folgen für die Geschichte der Stadt und Serbiens hat sich jüngst in Valjevo eine wissenschaftliche Tagung befasst. Mit dabei war unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz; hier sein Bericht:

Valjevo liegt 90 Kilometer südwestlich von Belgrad. Durch den Angriff der K. und K. Armee aus Bosnien über die Drina wurden die Stadt und ihre Umgebung rasch zum kriegswichtigen Schauplatz. Im Jahre 1914 zählte Valjevo etwa 8.000 Einwohner; ein Jahr später, in den ersten Monaten des Jahres 1915, waren es mehr als 100.000; Flüchtlinge aus der Umgebung strömten in die Stadt, serbische Truppen und ihre Verwundeten kamen nach Valjevo; hinzu kamen 3.000 bis 4.000 verwundete Österreicher und einige Ärzte, die die k.uk-Armee bei ihrem Rückzug zurückgelassen hatte. Um die Jahreswende 1914/15 brach in Valjevo eine Fleckenfieber-Epidemie aus; allein in der Stadt selbst starben etwa 10.000 Personen, darunter 3.500 Soldaten, 4.000 Zivilisten und 2.000 Kriegsgefangene. Die damalige Lage in Valjevo schildert der Organisator der Tagung, Zeljko Jez:  

"Im Jänner und Februar 1915 starben bis zu 70 Prozent der an Fleckenfieber Erkrankten. Da hatte man schon keine Gräber mehr frei, und es gab nicht mehr genug Stoff zu kaufen, um die Häuser mit einem schwarzen Trauerflor zu versehen. Gleichzeitig verbot die Stadtverwaltung das Läuten der Glocken im Todesfall, weil die Glocken sonst ununterbrochen geläutet hätten."

Die wenigen Krankenhäuser waren hoffnungslos überfüllt, Schulen, ja sogar Restaurants dienten als Behelfskrankenhäuser. In der Stadt gab es zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Epidemie nur 26 Ärzte weil es in ganz Serbien mit damals 4,5 Millionen Einwohnern nur 450 Ärzte überhaupt gab. Zu Hilfe kamen der Stadt Ärzte aus den USA, Schottland und anderen Ländern Europas; die Hilfsbereitschaft war enorm, betont Zeljko Jez:

"Ärzte und Krankenschwestern aber auch alle Stadtbewohner halfen einander, um zu Überleben und Leben zu retten. Da gibt es fantastische Beispiele der Opferbereitschaft und Menschlichkeit. So gab es einen Arzt, der sein lebensverlängerndes Medikament nicht für sich behielt, sondern einem verwundeten Soldaten gab."

In Valjevo gibt es bereits eine Dauerausstellung zu den Ereignissen von damals; Zeljko Jez möchte aber auch eine Gedenkstätte ins Leben rufen, die viele noch nicht ausgewertete Zeitzeugnisse, wie Tagebücher von Ärzten, beherbergen soll. Am Soldatenfriedhof der Stadt liegen auch 200 identifizierte Soldaten der k.uk.-Armee, etwa 2.000 fanden ihre letzte Ruhestätte damals wie viele andere auch in einem Massengrab.

Quellen im INTERNET (in serbischerSprache):

http://www.andricevinstitut.org/wp-content/uploads/2014/05/istorijska-sveska-04-2014.pdf

http://marsh.rs/2015/10/29/stogodisnjice-valjevske-bolnice-19141915/

https://sr.wikipedia.org/sr/%D0%A0%D0%B0%D1%82%D0%BD%D0%B0_%D0%B1%D0%BE%D0%BB%D0%BD%D0%B8%D1%86%D0%B0_%D1%83_%D0%92%D0%B0%D1%99%D0%B5%D0%B2%D1%83

http://www.valjevo-hospital.org/

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