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Lage im Grenzgebiet zu Ungarn

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Berichte Serbien
Ungarn wird um Mitternacht die Grenze zu Serbien schließen. Außerdem treten Mitternacht neue Gesetze in Kraft, die einen illegalen Grenzübertritt mit hohen Haftstrafen belegen. Serbien hat im Gegenzug angekündigt, keine Flüchtlinge aus Ungarn ins Land zu lassen, die über das EU-Land Griechenland eingereist sind; angedroht wurde auch die Stationierung serbischen Truppen an der Grenze, an der bereits ungarische Soldaten stehen. Das letzte Schlupfloch an der grünen Grenze hatte Ungarn bereits am Nachmittag geschlossen. Daher verlagerte sich der Andrang nun von dort an den Grenzübergang Horgos 2. Von der serbischen Grenze berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz  

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem serbisch-ungarischen Grenzgebiet

Insert1: Istvan Bacskulin, Gemeindvertreter von Horgos

Insert2: Istvan Bacskulin, Gemeindvertreter von Horgos

Gesamtlänge: 2’20

Die Eisenbahnlinie von Subotica nach Zegd war seit Tagen der letzte noch offene Weg. Die Schließung des letzten sechs Meter breiten Streifens der grünen Grenze verlief ohne größere Zwischenfälle. Ein Polizeikordon sperrte die Geleise und dahinter wurde der Drahtzaun im letzten Abschnitt fertig gestellt. So mancher Flüchtling wurde von der Sperre vor Mitternacht überrascht. Die Gruppen wurden entlang des Zauns umgeleitet, und zwar zum Grenzübergang Horgos 2. Hier waren die Ungarn bestrebt, die rasch zunehmende Menge an Menschen zu kanalisieren. In kleinen Gruppen werden die Asylwerber durchgelassen; eine Rückkehr nach Syrien und in andere Kriegsgebiete ist für viele kein Thema:

„Ich habe in Damaskus Englisch studiert und kenne mich auch bei Computern gut aus. Ich will in einem Land in Westeuropa in Frieden leben.“

Ob dieser Wunsch für ihn und seine Frau in Erfüllung geht, ist offen. Ebenso offen ist, was weiter im serbischen Grenzgebiet passiert, sollte Ungarn Asylwerber zurückschicken oder gar nicht mehr ins Land lassen. Die Grenzgemeinde Horgos zählt 5.700 Einwohner; mit dem wochenlangen Massenansturm ist sie bereits jetzt überfordert; das können auch kleinere Hilfsorganisationen nicht bewältigen, die nun verstärkt hierher kommen:

„Ich weiß nicht was hier passiert, wenn Ungarn hermetisch die Grenze schließt. Dann bleiben hier Ansammlungen von Migranten; wir rechnen binnen zwei, drei Tagen mit 5000 bis 15.000 Migranten.“

Der Gemeindevorsteher fühlt sich jedenfalls im Stich gelassen:

„Wir werden in Müll und Fäkalien ersticken. Wir haben nur vier Arbeiter bekommen, die den Müll beseitigen. Ich habe vom serbischen Arbeitsminister sanitäre Container vor 20 Tagen angefordert; bis jetzt habe ich nicht einmal eine Antwort bekommen.“  

Auch im Auffanglager in Kanijza sind die Kapazitäten begrenzt. Am Nachmittag war es noch leer, weil jeder zur Grenze wollte. Das kann sich nun rasch ändern; doch ausgelegt ist das Lager nur für 1000 Personen. Sollte die Massenwanderung nicht auf neue Routen etwa Richtung Kroatien ausweichen, stehen Serbien sehr kritische Zeiten bevor.

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