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Fallende Zustimmung zur EU am Balkan

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Wiener Zeitung
Berichte Serbien
Je weiter entfernt das Paradies ist, desto schöner erscheint es. So lassen sich am prägnantesten die Erkenntnisse einer Serien von Umfragen zusammenfassen, die das Gallup-Balkan-Monitor-Projekt in sieben Ländern durchgeführt hat. Befragt wurden jeweils eintausend Personen in Serbien, Mazedonien, Bosnien, Albanien, dem Kosovo, Montenegro und Kroatien. Zwar ist bereits aus Umfragen vor der großen Osterweiterung im Jahre 2004 bekannt, dass die Zustimmung zu EU sink je näher der Beitritt rückt; do so niedrige Werte wie in Kroatien hat Gallup noch nie gemessen. So sind nur mehr 25 Prozent der Kroaten der Meinung, dass die EU eine gute Sache ist, das ist binnen vier Jahren ein Rückgang um ein Drittel. Bei einem Referendum würden derzeit 38 Prozent für und 43 Prozent gegen einen Beitritt stimmen, der Rest ist noch unentschlossen.

Als Erklärung für diese niedrigen Werte bietet Gallup ein Bündel an Ursachen an. So sehen die Kroaten angesichts der tiefen wirtschaftlichen und sozialen Krise sehr pessimistisch in die Zukunft. Gleichzeitig müssen sie feststellen, dass es ihren Nachbarn, die bereits in der EU sind (Slowenien, Ungarn, Italien) ebenso wenig rosig geht wie der EU insgesamt. Im Falle Sloweniens kommt noch die Belastung durch den Grenzstreit hinzu. Deswegen blockierte Slowenien die Beitrittsverhandlungen ein Jahr; das schließlich mit Hilfe der EU gefundene Schiedsgerichtsverfahren ist auch nicht gerade populär in Kroatien. So glaubt nach der Gallup-Erhebung eine relative Mehrheit, dass die Vereinbarung eher für Slowenien vorteilhaft ist. Gallup geht zwar davon aus, dass bei beim tatsächlichen Referendum (voraussichtlich) im kommenden Jahr die Mehrheit der Beitrittsbefürworter größer sein wird als in der Umfrage; trotzdem habe die Regierung noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, um eine Mehrheit sicher zu stellen.

Weit besser steht es um das Image der EU in den anderen Staaten des Westbalkan: um die 90 Prozent der Albaner des Kosovo und Albaniens würden bei einem Referendum mit Ja stimmen, in Mazedonien und Serbien sind es mehr als 80 bzw. mehr als 60 Prozent. Doch nur mehr 44 Prozent der Serben (Mazedonien 60 Prozent) halten die EU-Mitgliedschaft für eine gute Sache. Das mag mit dem Druck wegen des Haager Tribunals und mit dem Namensstreit mit Griechenland zusammenhängen. Den Unterschied zur Referendumszustimmung erklärt Gallup so, dass doch eine große Mehrheit der Balkan-Völker glauben, die Chance eines Beitritts nicht verpassen zu dürfen. Unrealistisch sind vielfach die zeitlichen Erwartungen des Beitritts sowie die Meinung, die Mitgliedschaft des eigenen Landes sei in der EU besonders willkommen. So rechnen die Bewohner Bosniens bereits mit einem Beitritt im Jahre 2018 und knapp 70 Prozent der Bevölkerung Albaniens glaubt, dass die EU die Mitgliedschaft ihres Landes wünschen.

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