Illegaler Organhandel mit gefangenen Serben in Albanien ?
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Wiener Zeitung
Berichte Serbien
Auf die Organentnahme sollen diese Opfer in einem Haus vorbereitet worden sein, dass einen gelben Anstrich hatte. Im Jahre 2004 untersuchten Experten des Haager Tribunals dieses Haus. Dabei wurden in einem Raum an den Wänden Blutspritzer entdeckt, doch bis heute wurde nicht geklärt ob das Blut menschlichen oder tierischen Ursprungs ist. Auch Überreste von Spritzen und medizinischer Ausrüstung sollen gefunden worden sein; doch wie beweiskräftig diese Funde waren, darüber gehen die Darstellungen auseinander. Gefunden wurden in der Umgebung anonyme Gräber, doch eine Exhumierung scheiterte am Widerstand der Dorfbewohner. Aus Mangel an Beweisen – möglicherweise aber auch aus anderen Gründen – unterblieben weitere Untersuchungen. Diese leitete die serbische Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen nach dem Erscheinen von Del Pontes Buch im April 2008 ein. Nach Angaben der Ermittler aus Belgrad soll die Organentnahme bis März 2001 praktiziert worden sein; die Rede ist von mindestens 70 Opfern, wobei sich im Raum Burell in einem Sumpfgebiet Hinweise auf drei Massengräber finden sollen.
Am Montag traf der serbische Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladmir Vukcevic, schließlich in Tirana mit der albanischen Staatsanwältin Ina Rama zusammen und beantragte die Aufnahme von Ermittlungen. Dieses Ansuchen wurde abgelehnt. Wieder zurück in Belgrad sagte Vuckevic, er sei im Besitz von Geheimdienstinformationen, wonach der frühere UCK-Führer und ehemalige kosovarische Ministerpräsident, Ramush Haradinaj von Albanien verlangt haben soll, alle Beweise für den Organhandel zu vernichten; diese Forderung soll Haradinaj im September in Tirana bei einem Treffen mit Ministerpräsident Sali Berisha erhoben haben. Berisha wies diesen Vorwurf als „eine Lüge und als ein Produkt der kranken Phantasie“ zurück. Unabhängig davon dürften die Hinweise für den Organhandel doch recht gravierend sein; sonst hätte wohl der Europarat nicht einen Berichterstatter zu diesem Thema eingesetzt. Hinzu kommt, dass auch die Organisation Human Rights Watch behauptet, es gebe jedenfalls klare Hinweise darauf, dass Gefangene aus dem Kosovo nach Albanien verschleppt wurden. Was dann geschah ist offen; leichter wären die Ermittlungen jedenfalls, hätte Karla Del Ponte nicht noch volle vier Jahre zugewartet, ehe sie nach ihrem Rücktritt ihr Schweigen brach. Denn das Haus mit dem gelben Anstrich, ist mittlerweile ganz weiß gestrichen, und auch im Haus wurde kräftig umgebaut und neu eingerichtet, so dass die Spurensuche nun um vieles schwerer sein dürfte als noch vor vier Jahren.