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Der Balkan zwischen Slobo und Zoran

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
In Wien werden heute die Verhandlungen über den endgültigen Status des Kosovo mit einer letzten großen Runde der zwei Delegationen unter UNO-Vermittlung ergebnislos zu Ende gehen. Zu konträr sind die Positionen der albanischen und der serbischen Delegation; die eine pocht auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, die andere auf das Recht auf territoriale Integrität. Die Entscheidung zwischen beiden Prinzipien wird eine politische sein, die – wie so oft in der Geschichte des Balkan – von fremden Mächten getroffen wird. Doch ihre Interessen haben oft nichts mit dem Wohl der Völker des Balkan zu tun, und das Wissen dieser Mächte über diese Region war und ist oft erschreckend gering. Zu hoffen ist, dass aus dem Kosovo kein zweites Bosnien wird, denn dieser vor allem vom Westen geschaffen Staat ist bis heute kaum lebensfähig.

Während die Hauptbetroffenen in Wien nur Randfiguren sind, sind zwei Hauptakteure auf serbischer Seite bereits von der irdischen Bühne abgetreten. Vor einem Jahr starb Slobodan Milosevic in seiner Zelle in Den Haag, und am 12. März vor vier Jahren wurde in Belgrad Ministerpräsident Zoran Djindjic erschossen. Während Milosevic sein Volk und auch den Kosovo einem großserbischen Traum opferte, wollte Djindjic Serbien modernisieren und in die EU führen. Dieses Spannungsverhältnis prägt Serbien noch immer. Die Priorität von Ministerpräsident Vojislav Kostunica heißt Kosovo, die von Präsident Boris Tadic EU. Kostunica, Tadic und ihre Parteien sind nach der Parlamentswahl Ende Jänner zur Zusammenarbeit verdammt, sonst kann keine stabile Regierung gebildet werden. Ob sie zustande kommt, und vor allem eine klare Reformstrategie haben wird, ist zweifelhaft. Doch um seinen dornigen Weg gehen zu können, braucht Serbien endlich klare Grenzen. Daher ist es so wichtig, dass der Kosovo rasch unabhängig wird, so schmerzlich diese Entscheidung für Serbien auch sein mag. Ebenso wichtig ist, dass die EU trotz aller Probleme mit voller Kraft am Balkan engagiert bleibt und die Beitrittsoption nicht zu einem Lippenbekenntnis verkommt. Nur dann kann die endgültige Befriedung dieser Region gelingen und Europa ein wirklich stabiler Kontinent werden. In unserer aller Interesse lieg es daher, dass das schwere Erbe von Milosevic und Co überwunden und der Traum Realität wird, den Zoran Djindjic mit seinem Leben bezahlt hat.

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