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Visa-Handel mit Österreich

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
Die Inseratenzeitschrift „Halo Oglasi“ umfasst etwa 100 Seiten und erscheint in Serbien zwei Mal pro Woche. Darin sind Angebote von der gebrauchten Waschmaschine bis eben zum Schengen-Visum zu finden, das eine Einreise auch nach Österreich garantieren soll. In der jüngsten Ausgabe sind 24 derartige Inserate zu finden, wobei nicht in allen Fällen auch Visa für Österreich angeboten werden. Anrufe bei einigen der angegebenen Mobiltelefonnummern zeigen jedoch ein differenzierteres Bild, denn der Visa-Skandal hat offensichtlich auch die serbischen Händler verschreckt. So werden nun Schengen-Visa vor allem für Frankreich, Deutschland und Schweden feilgeboten; einer der Händler betont bei einer Anfrage nach Österreich sogar ausdrücklich, dass dieser Handel derzeit zum Erliegen gekommen sei. Das heißt natürlich nicht, dass mit gefälschten Visa, ausgestellt bei anderen Botschaften, nicht auch nach Österreich eingereist wird, doch derzeit wollen offensichtlich kein Händler oder deren potentielle Geschäftspartner ein Risiko eingehen. Verlangt werden jedenfalls für ein Schengen-Visum von sechs Monaten 2600 Euro, wobei in diese Summe alle Versicherungen und Gebühren eingerechnet sind.

Ihre Dienste bieten Visa-Händler über Halo Oglasi noch immer an, obwohl bereits beim ersten großen Skandal bei der österreichischen Botschaft in Belgrad vor drei Jahren diese Zeitung als Mittel zur Geschäftsanbahnung genannt wurde. Das Außenministerium in Wien hat mehrmals in Belgrad interveniert, um derartige Inserate zu unterbinden, doch bisher ohne Erfolg. Bei der Tagung der Balkan-Justizminister in Wien sagte der serbische Justizminister, ein Verbot derartige Inserate könne nur nach Prüfung des Einzelfalles erfolgen. Dies gilt nach Angaben von Justizministerin Karin Gastinger auch für Österreich, doch in Serbien ist bisher eben offensichtlich nichts geschehen, was greifbare Resultate gebracht hätte. Daher bleibt auch unklar, wie groß das Interesse Serbiens tatsächlich ist, Händler zu verhaften; anderseits weiß Serbien, dass ohne bessere Rechtssicherheit, ohne bessere Überwachung seiner Grenzen und ohne größere Fälschungssicherheit seiner Pässe erhoffte Visa-Erleichterungen nicht zu erreichen sind.

Doch diese Standards sind noch nicht erreicht; daher wird das Geschäft wohl weitergehen, zumal Händler nicht zwangsläufig auf korrupte Beamte angewiesen, um erfolgreich zu sein. Firmenlogos sind über das Internet leicht zu kopieren und für gefälschte Einladungen zu missbrauchen, zumal etwa die Botschaft in Belgrad pro Jahr 40.000 Visa ausstellt und geschickte Fälscher wegen der Arbeitsüberlastung gute Erfolgschancen haben.

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