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Serbien vor der Präsidentenwahl

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Berichte Serbien
In Serbien findet am Sonnat der zweite Durchgang der Präsidentenwahl statt. Um die Stimmen der 6,5 Millionen wahlberechtigten Serben werben der Reformpolitiker Boris Tadic, und der ultranationalistische Politiker Tomislav Nikolic. Höhepunkt des Wahl-kampf war das zwei Stunden dauernde TV-Duell. Zentrales Thema war die Frage, wie die schwierige soziale und wirtschaftliche Lage überwunden werden könne. Tadic und Nikolic bekannten sich zur Schaffung neuer Arbeitsplätze, klare Konzepte bot aber keiner der beiden an. Dafür hielt Nikolic je einen serbischen und einen importierten Apfel in die Kamera, um zu belegen, dass die Wirtschaft durch fragwürdige Importe geschädigt werde. Nikolic warb massiv, um die Stimmen der ländlichen Bevölkerung, denn das Bürgertum steht fest im Lager von Tadic. Er bekennt sich im Gegensatz zu Nikolic kompromisslos zur EU. Unterschiede gab es vor allem beim Thema Haager Tribunal. Tadic ist klar für die Zusammenarbeit, Nikolic ist gegen Auslieferungen, die allerdings bereits fast ein Jahr überfällig sind, obwohl sogenannte Reformregierungen am Ruder sind.

Beide Politiker vermieden im TV-Duell persönliche An- und Untergriffe. Die Serben sind der Konflikte überdrüssig, und das hat auch Nikolic erkannt. Er warb um die Stimmen von Minderheiten und Frauen, kurz um die Wähler der Mitte, die vor zwei Wochen für den Kandidaten der Regierung und für den Multimillionär Bogoljub Karic gestimmt hatten, der den dritten Platz erreichte. Das tat auch Tadic, doch mit größeren Aussichten auf Erfolg. Denn Ministerpräsident Vojislav Kostunica und Bogoljub Karic haben sich für Tadic ausgesprochen. Er lag nach dem ersten Wahlgang knapp 100.000 Stimmen hinter Nikolic, hat aber die größeren Wählerreserven. Daher sehen alle Umfragen Tadic vor Nikolic. Tadic kann mit bis zu 54 und Nikolic mit 46 Prozent der Stimmen rechnen. Doch die Treffsicherheit der Umfragen hängt auch von der Wahlbeteiligung ab. Sie dürfte zwischen 40 und 45 Prozent liegen und damit etwas niedriger sein wird als vor zwei Wochen. Je niedriger sie ist, desto besser für Nikolic, der die disziplinierteren Wähler hat.

Trotz vieler Gegensätze ist beiden Kandidaten gemeinsam, dass sie Oppositionspolitiker sind. Denn der Kandidat der Regierung belegte vor zwei Wochen nur den vierten Platz. Erstsmals wird somit Serbien einen Präsidenten haben, der nicht der Regierungspartei angehört. Wie diese Zusammenarbeit funktionieren wird, ist offen. Tadic ist dazu bereit, während Nikolic im Falle seines Sieges so rasch wie möglich Neuwahlen erreichen will.

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