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Djindjic-Mordprozeß in Belgrad und Präsidentenwahl

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Kleine Zeitung
Berichte Serbien
In Belgrad hat im Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder von Ministerpräsident Zoran Djindjic zum ersten Mal der Hauptangeklagte Milorad Lukovic Legija ausgesagt. Legija, bestritt, dass er oder ein anderes Mitglied seiner Polizeisondereinheit mit dem Mord an Djindjic im März des Vorjahres etwas zu tun habe. Legja war Kommandant dieser in-zwischen aufgelösten Einheit. Weit brisanter ist jedoch Legjas Behauptung, er habe im Auftrag von Cedomir Jovanovic, einem engsten Vertrauten von Zoran Djindjic, 600 Kilogramm Heroin in den Westen verschoben. Das Rauschgift war nach dem Sturz von Milosevic in einem Bankdepot des Innenministeriums sichergestellt worden. Dass Jovanovic mehrfach Kontakt zu Legija hatte, ist ebenso bekannt wie die Tatsache, dass Legija auch einen Mafiaklan führte, der mit Rauschgift handelte. Ob Legjas Aussage wahr oder beweisbar ist, wird erst zu klären sein.

Unabhängig davon sind die politischen Folgen der Anschuldigung groß. Jovanovic ist noch immer Mitglied in Djindjics Partei, die nun von Boris Tadic geführt wird. Tadic erreichte gestern beim ersten Durchgang der serbischen Präsidentenwahl mit 27 Prozent den zweiten Platz knapp hinter dem Ultranationalisten Tomiclav Nikolic, der 30 Prozent gewann. Legijas Aussage könnte viele Serben davon abhalten, in der Stichwahl für Tadic zu stimmen, die im ersten Durchgang für den Unternehmer Bogoljub Karic und für den Kandidaten der Regierung, Dragan Marsicanin, gestimmt haben. Karic erreichte 19, Marsicanin nur 13 Prozent. Der Kandidat der Regierung von Ministerpräsident Vojislav Kostunica erlitt somit eine massive Niederlage, die auch die Minderheitsregierung weiter schwächt. Sie müsste sich nun klar hinter Tadic stellen, um dessen Sieg zu sichern. Doch nach Legijas Aussage ist es nun noch fraglicher, ob es im Falle von Kostunica dazu kommt und wenn ja, ob ihm seine Wähler folgen werden. Das gilt auch für die Wähler von Bogoljub Karic. Tadics Partei wird von vielen Medien und Politikern vorgeworfen, dass sie sich noch nicht ausreichend von Funktionären distanziert hat, die in der Zeit der Regierungsbeteiligung enge Kontakte zur Unterwelt gehabt haben sollen.

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